Jean Raspail: Europäische Isolate und Gemeinschaften der Kontinuität

In diesen Tagen erscheint die Neuübersetzung von Jean Raspails “Das Heerlager der Heiligen“, die als bislang als einzige größere deutschsprachige Publikation übrigens das “Vatican Magazin” rezensiert hat.

Vor rund zehn Jahren hatte sich Raspail über das geäußert, was seiner Ansicht nach von Europa in einem “Marsch in den Tod” vorläufig übrigbleiben wird. Der Beitrag wurde hier bereits früher aufgegriffen, soll aber im Zusammenhang mit der laufenden Diskussion nochmals zitiert werden.

Ohne Zweifel wird das übrigbleiben, was die Ethnologie als „Isolate“ bezeichnet, starke Minderheiten von vielleicht 15 Millionen Franzosen … Angesichts der verschiedenen „Gemeinschaften“, die sich heute aus den Trümmern der Integration….bilden und die sich bis 2050 dauerhaft und ohne Zweifel auch institutionell verankert haben werden, wird es sich hier bis zu einem gewissen Grad …. um eine Gemeinschaft der Kontinuität des Französischen handeln. Sie wird ihre Kraft aus den Familien schöpfen, ihren Geburtenraten, einer überlebensnotwendigen Endogamie, ihren Schulen, ihren parallel laufenden solidarischen Netzwerken, sogar aus ihren geographischen Gebieten, ihren territorialen Anteilen, ihren Bezirken, sogar ihren sicheren Rückzugsgebieten, und – warum nicht? – auch aus ihrem christlichen und katholischen Glauben, wenn dieser mit etwas Glück bis dahin erhalten bleibt.

Oft sind es Satiren, denen im Kern hinreichend akkurate langfristige Prognosen (zum Teil unbeabsichtigt) besonders gut gelingen, zumindest solange ihre Autoren die wesentlichen Treiber des Geschehens richtig erkannt haben. “Das Heerlager der Heiligen” ist solch ein Beispiel.

Auch in seiner Prognose bezüglich der ethnischen Isolate und Gemeinschaften der Kontinuität und ihrer möglichen Verbindungen zu christlicher Identität greift Raspail einen zentralen Mechanismus auf, der überall dort beobachtet wird, wo sich gegenwärtig in westlichen Gesellschaften bereits solche Isolate ethnischer Europäer behaupten. Während die Bildung ethnischer Solidarstrukturen durch diese Gruppe in allen diesen Gesellschaften ein Tabu darstellt, dessen Verletzung fast überall die offene Bildung solcher Strukturen in größerem Maßstab erfolgreich verhindert, ist gleichzeitig eine erfolgreiche verdeckte Bildung solcher Strukturen zu erkennen.

Grundlage sind dabei stets Eigenschaften, die indirekt mit europäischer bzw. weißer Ethniziät verbunden sind, und die in der Praxis wesentlich schwerer in Tabuzonen zu rücken sind. Ein in Deutschland besonders erfolgreiches Beispiel dafür sind christliche Konfessionsschulen, die überwiegend säkulare Eltern in Städten wie Berlin ins Leben gerufen haben um sicherzustellen, dass der Anteil bestimmter ethnischer Problemgruppen an diesen Schulen minimiert wird. Die besonders problematischen Angehörigen dieser Gruppen reagieren so zuverlässig negativ selbst auf oberflächliche christliche Identitätsbezüge, dass man sie nicht aktiv abweisen muß, sondern sie diesen Schulen freiwillig fernbleiben. Das gleiche wurde bei sozialen Angeboten mit christlichem Bezug festgestellt, denen bestimmte Gruppen trotz aktiver Anstrengungen kaum zur Nutzung bewegt werden konnten.

Diejenigen Fremden, die in solchen Fällen dennoch bereit und fähig sind in solchen Strukturenunter den ihnen vorgegebenen Bedingungen aufzugehen, haben auch in der Vergangenheit schon aufgrund ihrer begrenzten Zahl die Aufnahmefähigkeit dieser Strukturen nicht überfordert.

Wie das Schicksal der Christen des Nahen Ostens zeigt, wird auch das Christentum langfristig im Fall anhaltender ungünstiger demographischer Entwicklung irgendwann nicht mehr als kultureller Schutzraum dienen können, aber zumindest noch für einige Jahrzehnte könnte es unabhängig vom Glauben der Mitwirkenden ein naheliegender Bestandteil für Konzepte zur Bildung ethnokultureller Solidarstrukturen sein. Unter den danach möglicherweise herrschenden Bedingungen hingegen waren solche Strukturen bislang nur dann erfolgreich, wenn ein signifikanter Anteil der Mitwirkenden in ihnen nicht nur ein Mittel zum Zweck sah, sondern einen unabhängig von den Erfolgsaussichten zu verteidigenden Selbstzweck. Dies jedoch setzt nicht- bzw. überrationale Motive voraus.

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9 Antworten zu Jean Raspail: Europäische Isolate und Gemeinschaften der Kontinuität

  1. Hartwig schreibt:

    @ Exmeyer schrieb: ” Ich mache mir ausschließlich um die nächste Generation sorgen. ”

    Ich lese hier auch immer als Familienvater (Frau, vier Kinder – noch nicht groß) mit. Was kann das Projekt leIsten? Was kann jemand wie ich leisten? Vielleicht hat @G.Wheat auch recht? Wie kann ein Projekt Ernstfall aussehen, wenn der obige Satz von @Exmeyer ein maßgeblicher Aspekt sein muss? Denn natürlich geht es um die nächsten Generationen, nichts sonst.

    In der Sache habe ich momentan nichts Wesentliches beizutragen. Bleibe lesend dabe; mit dem Hang, das Praktikable im Auge zu behalten. “Praktikabel” nicht falsch als persönlich kompatibel und quasi besitzstandswahrend verstehen, sondern als Beteiligungsmöglichkeit unter der Bedingung einer konkreten und unauflöslichen Verantwortlichkeit.

  2. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Meyer
    Ich erwidere diesen Gruß mit Freude!

  3. Meyer schreibt:

    @ PE

    Ein Satz ins Auditorium. Ich mache mir ausschließlich um die nächste Generation sorgen. Wir sehen klar, sind stark. Geworden in feindlicher Umgebung. Der Nachweis eigener Kraft.
    Alles was man schafft, muß die nächste und übernächste Generation tragen, lenken, kräftigen, schützen. Einen!

    Institutionen.

    Grüße für diesen Abend!

  4. Exmeyer schreibt:

    Davon ging ich aus, nachdem ich die Textstelle nochmals nachgelesen habe. Kann das aber nicht aufklären, ohne die Katze aus dem Sack zu lassen. Bitte an dieser Stelle um etwas Geduld. Soviel kann ich sagen, daß es sich um ein Stichwort gehandelt hat, daß den Eckstein gesetzt hat, durch ein recht altes Lied, daß man mit dem assoziiert, daß als verbindendes Element und Triebfeder für gesteuerte Entwicklungen, im Kleinen wie im Großen, in der Geschichte funktioniert hat.

    Ein Lied mit vergleichbarer Geschichte: Ich bete an die Macht der Liebe.

    (Vielleicht veröffentlichen Sie das schon eher nicht?)

  5. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Exmeyer
    Ihre Vorstellung eines Weges würde mich natürlich interessieren, wobei jeglicher ggf. bzgl. unserer Thematik erwähnte musikalische Schlüssel rein unbewusst erwähnt wurde, weshalb ich um Präzisierung bitte.

  6. Exmeyer schreibt:

    @ PE: Zu aller Kritik.

    1. Wenige Nanosekunden nach der Neueröffnung finden sich alle wieder hier ein. Das alleine zeigt den Wert des bisher Geleisteten! Ganz unabhängig von weiteren Wegen: Das spricht für sich selbst!

    2. Ich gehe auch weiter davon aus, daß der gordische Knoten hier zerschlagen werden wird. Wann und wie? Mir schwebt bereits ein Weg vor, selbst verschiedene Wege doch fest zu verknüpfen … Und Sie haben dazu auch den Schlüssel mitgeliefert (quasi einen musikalischen)! Vielleicht mit Absicht als Andeutung, vielleicht gänzlich unbewußt als Startpunkt?

  7. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Robert
    Das kommt noch! Es gibt ein paar Überarbeitungen der Seite, über die wir uns noch nicht ganz einig sind, aber der Betrieb sollte schonmal weitergehen, um ein Lebenszeichen zu geben.

  8. Robert schreibt:

    Themenfremd, aber sind die alten Artikel samt den oft erhellenden Kommentaren/Diskussionen nicht wiederherstellbar?

  9. Waldgänger schreibt:

    Ähnlich verhält es sich auch mit typisch abendländischen Kulturmerkmalen wie der klassischen Musik.
    Die Häufigkeit, mit der heute etwa in Berlin-Prenzlauer Berg Geige oder Klavier gelernt wird!
    Die Beliebtheit von musikbetonten Schulen. Und natürlich(!) weiß jeder, dass an solchen Schulen eben nur ganz bestimmte Kinder angemeldet werden – und gewisse andere nicht.
    Ähnliches mag für bestimmte Sportarten gelten – nicht gerade Fußball, eher schon Tischtennis, Klettern oder Judo. Man könnte noch weitere Reservate nennen.

    Die Trennung, die Segregation ist auf unterer und privater Ebene längst in vollem Gange und vermutlich sogar schon stärker ausgeprägt als wir glauben – auch wenn unser politisch-medialer Komplex dieses Thema tabuisiert und stattdessen dummdreist das Gegenteil von Segregation propagiert.

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