Traditionelle Gewaltlogik und das Europa der Zukunft

Großstädte in Drittweltstaaten sind interessante Studienobjekte hinsichtlich der Bedingungen, die künftig zunächst in immer weiteren Teilen europäischer Großstädte und später auch an anderen Orten herrschen könnten. Diese Bedingungen werden von einer der Natur des Menschen folgenden Gewaltlogik geprägt, die zwischen verschiedenen Gruppen und auch Individuen herrscht, und die in Europa vorläufig in den Hintergrund getreten war. Die im Folgenden geschilderten Bedingungen wurden vom Autor dabei kulturübergreifend in unterschiedlicher Ausprägung sowohl in Südostasien als auch im Nahen Osten, in Schwarzafrika oder Lateinamerika und teilweise auch den USA angetroffen.

In Auseinandersetzungen zwischen Gruppen verschiedener Art in Großstädten der Dritten Welt hängt die Sicherheit von Mitgliedern der eigenen Gruppe dabei vor allem vom Grad der Stärke ab, den andere Gruppen der eigenen Gruppe beimessen. Gruppen, die als stark wahrgenommen werden, brauchen kaum mit Angriffen oder anderen Herausforderungen zu rechnen und können ihre Interessen auch jenseits der Straße deutlich leichter durchsetzen, etwa in Politik und Wirtschaft. Wenn von Zeit zu Zeit ihre Stärke herausgefordert wird, müssen diese Gruppen allerdings entsprechend hart reagieren, um ihren Status beizubehalten. Tun sie dies nicht, zeigen sie Schwäche und ermutigen dadurch ihre Herausforderer.

In der gesellschaftlichen Hackordnung wählt jede Gruppe ansonsten die jeweils als schwächer wahrgenommenen Gruppen und ihre Mitglieder als Ziel aus, auf deren Kosten man das eigene Territorium auch im übertragenen Sinne ausweitet. Alle Gruppen und ihre Mitglieder versuchen daher, nicht als schwach zu erscheinen. Besonders aggressiv und bedrohlich treten dabei Gruppen mit unsicherem Status auf, deren Ruf der Stärke und Wehrhaftigkeit infragegestellt ist. Die stärksten Gruppen brauchen ihre Stärke in der Regel im Alltag nicht mehr unter Beweis zu stellen, während nur die schwächsten Gruppen, die oft gar keine Gruppe mehr im Sinne einer Gemeinschaft sind, sondern nur verelendete Individuen, die sich durch demonstrative Demutsgesten Stärkeren unterwerfen.

Die demonstrative Demütigung Schwächerer unterstreicht dabei den Status der Person, von der die Demütigung ausgeht. Unter als gleich stark bewerteten Gruppen und Personen und gegenüber Stärkeren ist der Umgang untereinander hingegen oft von ausgeprägter gegenseitiger Achtung und Höflichkeit gekennzeichnet, schon weil man nicht als Herausforderer erscheinen will.

Für Menschen aus solchen Gesellschaften, die nach Deutschland einwandern, muß sich die deutsche Gesellschaft als schwache Gesellschaft darstellen, auf deren Kosten man seine Interessen erweitern kann, ohne mit Widerstand zu rechnen. Mitglieder pakistanischer Vergewaltigerbanden in Großbritannien etwa haben dies zum Ausdruck gebracht, als man sie vor Gericht nach ihren Motiven befragte. Man wählte weiße britische Mädchen demnach nicht nur aus ethnisch-religiösen Gründen als Opfer aus. Entscheidend sei gewesen, daß weiße Briten durch ihre passiven Reaktionen oder gar Demutsgesten gegenüber den Tätern (etwa Verweise auf deren schwierige soziale Lage) ihre Frauen als Opfer geradezu angeboten hätten. Wenn Mitglieder bestimmter Migrantengruppen auch in Deutschland stark überproportional durch Straftaten auffallen, bei denen die Demütigung der Opfer im Vordergrund steht und Deutsche überproportional häufig das Ziel der Taten sind, folgt dies der gleichen Logik.

Respekt und Ehre definieren diese Gruppen in erster Linie über die Furcht, die ihnen seitens anderer Gruppen entgegengebracht wird, und dementsprechend stellt es keinen Widerspruch dar, wenn vor allem orientalische Migranten mehr Respekt fordern und gleichzeitig im bekannten Ausmaß durch das geschilderte Verhalten auffallen.

Der Schutz der eigenen Gemeinschaft vor solchen Gegnern würde voraussetzen, daß umgekehrt bei diesen die Wahrnehmung entsteht, daß Herausforderungen kollektiv begegnet wird und einen hohen Preis für den Herausforderer haben. Wer auf solche Herausforderungen hingegen mit Demutsgesten reagiert (wie es etwa seitens europäischer Akteure im Zusammenhang mit islambezogenen Konflikten häufig zu beobachten ist), stärken hingegen die Wahrnehmung, das man nicht über Ehre verfüge und daher auch keinen Respekt verdiene. Man strebt angesichts wahrgenommener Schwäche zudem an, das eigene Territorium auszuwiten und und die eigenen Interessen auf Kosten anderer durchzusetzten.

Je größer der Grad der wahrgenommenen Schwäche der eigenen Gruppe dabei ist, desto intensiver muß die spätere Konfrontation ausfallen, um wieder eine Wahrnehmung der Stärke herzustellen, den nach Maßstäben der Herausforderer definierten Respekt wiederherstellt und dadurch der eigenen Gruppe Sicherheit gewährt.

Nach langer Gewöhnung daran, es mit einem schwachen Gegner zu tun zu haben, würden bloße Gesten der Stärke jedoch nicht ausreichen. Die andere Seite würde ja zunächst vermuten, daß diese Gesten nicht ernstgemeint sind, und darauf offensiv reagieren. Dieser Konflikt müsste also ausgetragen werden, und man sollte ihn nur eigenen, wenn man dazu bereit und in der Lage ist, alle damit verbundenen Konsequenzen zu tragen. Eine vorläufig friedliche Koexistenz würde erst dann eintreten, wenn beide Gruppen sich davon überzeugt haben, daß man jeweils die nötige Absicht und die nötigen Fähigkeiten hat, einander empfindlichen Schaden zuzufügen und selbst erfahrenen Schaden zu ertragen, ohne aufzugeben. Bürgerkriege z.B. im Libanon oder in Bosnien endeten vorläufig, als dieser Punkt erreicht war.

Massenzuwanderung aus Räumen, die von dieser Logik geprägt sind, wird dazu führen,  daß die diese Logik in Europa künftig wieder stärker Anwendung finden wird, auch wenn man dies als Europäer ablehnen mag. Modernisierungs- und Zivilisierungsprozesse sowie an das Leben in vergleichsweise homogenen Gesellschaften angepaßte kulturelle Vorstellungen behindern jedoch viele Europäer dabei, diese Logik zu erkennen oder ihr entsprechend zu handeln. Gemeinschaften, die unter den künftigen Bedingungen bestehen wollen, werden sich auch eine geistige Grundlage schaffen müssen, welche die nötigen Voraussetzungen beinhaltet. Der Druck der Ereignisse wird eine solche geistige Neuorientierung erzwingen und zusammen mit der Tatsache, daß viele Fremde ohnehin nach dieser Logik leben, dafür sorgen, daß das Europa der Zukunft ganz anders aussehen wird als das friedliche multikulturelle Utopia, von dem manche noch träumen.

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