Ernst Jünger: Die Idee der Unsterblichkeit und der unbesiegbare Mensch

Vor rund einem Jahr begann hier eine längere Pause, die vor allem durch unterschiedliche Ansichten zum Thema Religion ausgelöst wurde. Grundlage war die Beobachtung, dass bislang ausnahmslos jede dauerhafte und ernstfalltaugliche Gemeinschaft, sofern sie über die Ebene der Großfamilie hinausging, nicht nur durch biologische oder rational begründete weltanschauliche Bindungen gefestigt wurde, sondern vor allem auch durch religiöse Bindungen und Bezüge. Größere areligiöse oder atheistische Gemeinschaften jenseits der Familie zerbrachen immer spätestens dann, wenn sich eine relevante Zahl von Mitgliedern von einem Festhalten an der Gemeinschaft keinen materiellen Vorteil mehr versprach.Religiöse Bindungen sind jedoch gleichzeitig mit dem Problem verbunden, dass sie kaum rational vermittelbar oder auf Nutzenkalkül zu begründen sind. Versuche, Religionen mit dem Ziel zu schaffen oder zu vermitteln, einer bestimmten Gemeinschaft zu nützen, scheiterten ausnahmslos, wie u.a. diverse nationalreligiöse Bestrebungen zeigen, die vor allem diesem Zweck dienen sollten, und die nur selten auf echtem religiösen Glauben in Form von innerer Ergriffenheit beruhten. Ernst Jünger trat gegen Ende seines Lebens zum katholischen Glauben über, der davon ausgeht, dass Glauben nicht das Ergebnis rationaler Überlegungen oder zweckorientierter Überlegungen ist, sondern auf übernatürliche Weise im Menschen hervorgerufen wird. Wo dies geschiehe, gewinne der Mensch eine Kraft, die durch nichts in der Welt bezwungen werde könne, selbst wenn er als Träger dieser Kraft vernichtet würde. Die enorme Zahl der Märtyrer, die diese und ähnliche Glaubensrichtungen hervorgebracht haben, bezeugt die Richtigkeit dieses Gedankens. Materialistische Bewegungen haben nichts derartiges vorzuweisen. Ernst Jünger hatte diesen Gedanken im “Waldgang” auf seine Weise formuliert:

Wo es Unsterblichkeit gibt, ja, wo nur der Glaube an sie vorhanden ist, da sind auch Punkte anzunehmen, an denen der Mensch durch keine Macht und Übermacht der Erde erreicht oder beeinträchtigt, geschweige denn vernichtet werden kann…Der freilich ist am leichtesten einzuschüchtern, der glaubt, daß, wenn man seine flüchtige Erscheinung auslöscht, alles zu Ende sei. Das wissen die neuen Sklavenhalter, und darauf gründet sich die Bedeutung der materialistischen Lehren für sie.

Deutschland und Europa stehen ohne Zweifel sehr schwere Zeiten bevor, und um sie zu überstehen und ihr Erbe weiterzutragen wird Glaube in der von Jünger geschilderten Form erforderlich sein. Anders als die Analyse der mit diesen schweren Zeiten verbundenen Verfalls- und Auflösungserscheinungen kann dieser Glaube aber nicht auf rationalem Weg gewonnen oder vermittelt werden. Man kann nur danach suchen und von ihm gefunden werden. Dass dies möglich ist, kann der Autor dieser Zeilen bestätigen, dem dies im vergangenen Jahr beim Versuch geschehen ist, das christliche Dienstethos rational zu verstehen und für ein ernstfallorientiertes Vorhaben nutzbar zu machen.

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76 Antworten zu Ernst Jünger: Die Idee der Unsterblichkeit und der unbesiegbare Mensch

  1. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Ingo
    Der katholische Glaube beschreibt sich als übernatürlich ausgelösten Vorgang und meint damit, dass dieser Vorgang nicht durch rationale Argumente bewirkt wird. Man kann den Glauben ja durchaus mit philosophischen Argumenten so erklären, dass auch Atheisten ihn rational nachvollziehen könnten, ohne ihn zu teilen. Auch Herr Blume kämpft ja mit der Erkenntnis, dass das Streben nach Kontinuität des Lebens nicht rational begründbar ist, weshalb es scheinbar keinen rationalen Grund für seine persönliche biologische Existenz oder deren Fortsetzung gibt.
    Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich aber auflösen, wenn man den Lebenswillen des Menschen einfach als biologisch entstandene Gegebenheit hinnimmt. Dieser Lebenswille reicht, wenn man den Biologen folgt, sehr weit zurück, sogar noch vor die Zeit des Menschen, und er ist mit der Erkenntnis verbunden, dass unsere gegenwärtige biologische Existenz an einem tranzendentem Ideal gemessen unvollkommen ist. Ob dieses Ideal jemals erreicht werden mag ist ungwiss, aber das Bewußtsein der Unvollkommenheit wird uns und unsere Nachkommen noch lange begleiten, und somit wird auch die biologische Grundlage des christlichen Glaubens noch sehr lange bestehen bleiben.

  2. Ingo schreibt:

    Darf ich übrigens daran erinnern, dass Formulierungen wie

    “dass bislang ausnahmslos jede dauerhafte und ernstfalltaugliche Gemeinschaft (…) nicht nur durch biologische oder rational begründete weltanschauliche Bindungen gefestigt wurde, sondern vor allem auch durch religiöse Bindungen und Bezüge”

    dass in solchen Formulierungen der Kern des Denkens, Handelns und Suchens von Erich Ludendorff in den 1920er Jahren wiedergegeben ist? Er wollte eine Volksgemeinschaft schaffen, die auch unter einem solchen psychischen, militärischen und wirtschaftlichen Druck wie dem des Ersten Weltkrieges NICHT zerbricht und in die Knie geht. Er suchte nach dem festen Fundament und sah dieses EBENFALLS im Weltanschaulichen und in religiösen Bezügen.

    An Euern Formulierungen wird mir erkennbar, dass der Zeitgeist – in den geistig relevanten Kreisen – sich ganz von selbst immer mehr an das grundlegende Denken von Erich Ludendorff in den 1920er Jahren annähert. (Was auch gar nicht anders sein kann angesichts all des zutiefst Verstörenden und Beklemmenden, was um uns herum vorgeht, angesichts dieses wahnsinnigen Tohuwabohus von bewusstester und zielgerichtetster Völkerzerstörung.)

    Jakob Wilhelm Hauer suchte, als er aus der Wissenschaft heraustrat, AUCH erst etwa 1931 Orientierung an der Ludendorff-Bewegung, bevor er ab 1932/33 seinen eigenen Weg ging, der darin bestand, die Nähe zum Dritten Reich zu suchen, was von den Ludendorffs abgelehnt wurde. Ich will sagen: Auch die Hauer-Bewegung war eine REAKTION auf die Ludendorff-Bewegung. Das kann an vielen Dingen aufgezeigt werden. Dass sie – und in ihrer Tradition dann Sigrid Hunke die ich SEHR schätze – “mundgerechter” die Menschen ansprach, kann jederzeit eingestanden werden.

    Die Ludendorff-Bewegung erhebt aber den Anspruch, einen eigenständigen DEUTSCHEN geistigen Beitrag zum darwinischen, evolutionären Denken des 20. Jahrhunderts geleistet zu haben (in der Tradition des Monistenbundes von Ernst Haeckel). Das ist etwas ganz anderes, als das, wofür die Hauer-Bewegung stand (und wofür ihre heutigen spärlichen Ausläufer, eingeschlossen F. M. Wuketits, Wien, stehen) (Wuketits ist ja noch heute der geistige Hauptbefruchter jener “Freien Akademie”, die nach 1945 von Hauer gegründet worden war, was mir lange Zeit gar nicht bekannt war). Es ist auch etwas ganz anderes als das, wofür mittelalterliche Mystik steht, mit der es natürlich viele Gemeinsamkeiten gibt.

    Mir fällt es ein bisschen schwer zu verstehen, warum es so vielen Menschen schwer fällt, die geistige Bedeutung der bücher von Mathilde Ludendorff zu verstehen. Sie haben zahllose Alleinstellungsmerkmale, die sie geradezu prädistinieren dafür, dass man HIER nach dem sucht, was hier auf dem Blog gesucht wird, so wie Erich Ludendorff Anfang der 1920er Jahre danach gesucht hat.

    Mathilde Ludendorff hat die darwinische Evolutionstheorie selbständig weitergedacht. Welcher deutsche volkserhaltende Autor hat das in diesem Umfang gemacht und mit so viel Fachkompetenz wie sie (die sie mitbrachte als Schüler des großen August Weismann, als Schülerin des großen Emil Kraepelin usw.)?

    Ich KANN mir einfach nicht denken, dass so viele kluge Leute lieber erst die mittelalterliche Mystik konsultieren als sie. Mathilde Ludendorff verbindet doch die Kerngehalte der mittelalterlichen Mystik mit dem modernen naturwissenschaftlichen Denkens des 20. Jahrhunderts. Wenn darüber mehr geredet würde (was wohlweislich nicht getan wird), würde sehr viel schneller sehr viel mehr Menschen ihre Relevanz erkennbar werden.

  3. Ingo schreibt:

    Ich habe auch Michael Blume gegenüber immer betont, dass das Unterscheiden zwischen natürlichen und übernatürlichen Akteuren eine Reaktion der frühneuzeitlichen Theologie auf die Entwicklung in der Naturwissenschaft war, die sich heute zum Nachteil dieser Theologie auswirkt. Man kann meines Erachtens den Gedanken vertreten, dass ALLE Akteure der Bibel von den Autoren der Bibel selbst als Ausdruck von Naturkräften (im modernen Sinne) verstanden worden sind. Und mir schwant gerade, dass das auch sehr gut zu der Auffassung des Meister Eckart passen könnte.

  4. Ingo schreibt:

    Ok. Danke! SEHR interessanter Gedanken- und Entwicklungsgang, den man gerne mal im persönlichen Gespräch genauer erörtern würde, weil Tippen doch recht aufwendig ist. Sehe ich es recht: Bezug zur mittelalterlichen Mystik schließt Glaube an übernatürliche Akteure aus? Dann wäre ich schon mal sehr froh und würde noch gerne, sehr gerne mitgehen wollen. Ich begrüße ja auch die Bemühungen von deutschen Bischöfen und Kardinälen – wie einstmals Kamphausen in Limburg oder Schönborn in Wien – einerseits die modernen Erkenntnisse über die Zielgerichtetheit der Evolution aufzugreifen (Schönborn’s Katechesen zu Evolution und Schöpfung aus dem Jahr 2000) und andererseits (Kamphausen) Unsterblichkeit quasi im Sinne von Hölderlin und Schleiermacher zu verstehen – und damit auch im Sinne von M. Ludendorff – nämlich dass sie nur vor dem persönlichen Tod erreichbar und erlebbar ist. Wäre das so ungefähr Ihr/Euer Ansatz, dann wäre ich zunächst einmal schwer begeistert.

  5. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Ingo
    Was Ihre Frage angeht: Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich in religiösen Fragen noch jenen Indologen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nahegestanden, die sich mit den Quellen indoeuropäischen Glaubens auseinandersetzt haben, der mir nachvollziehbarer erschien als das Christentum. Sie hatten diesbezüglich auf Ludendorff verwiesen, deren Texte ich auch gelesen habe, wobei ich persönlich Autoren wie Hauer und Hunke mehr abgewinnen konnte. Alle diese Strömungen haben sich aber positiv auf die christliche Mystik des Mittelalters bezogen, die sie als Fortsetzung dieser Tradition verstanden haben. Die GBS bzw. Schmidt-Salomon haben sich interessanterweise ebenfalls positiv dieser Tradition gegenüber geäußert. Mit ihr haben ich und einige andere Personen uns dann im nächsten Schritt näher auseinandergesetzt, und in diesem Zusammenhang trat bei mehreren die Glaubenserfahrung ein, von der jene Mystiker sprachen.
    Dies geschah ganz im Sinne des biblischen Satzes: “Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.”
    Widersprüche zum naturwissenschaftlichen Denken gab sowohl vor als auch nach dieser Erfahrung nicht.
    Früher habe ich übrigens Harris lieber gelesen als Dawkins, zumindest was die religiösen Gedanken angeht. Dawkins ist gewiss ein großartiger Vermittler der Naturwissenschaften, aber seine religiösen Gedanken halte ich für unangemessen schlicht, weil er dazu neigt, sich nur die leichtesten Ziele im Spektrum seiner Gegner auszusuchen. Trotz aller Fehler der Vergangenheit finden sich aber gerade im katholischen Glauben mittlerweile ausgesprochen harte Ziele, was zu meiner persönlichen Entscheidung beigetragen hat.

  6. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Waldgänger
    Die rationale Vermittlung dieses Ansatzes ist das geringere Problem. Viele können die Argumente nachvollziehen, aber entscheidend wird sein, wieviele jenseits der Argumente letztlich von jener besonderen nicht aus Argumenten gespeisten Glaubensmotivation ergriffen werden, welche die Voraussetzung dafür ist, dass irgendwann mehr möglich ist als nur die Sicherung der eigenen materiellen Interessen.

  7. Waldgänger schreibt:

    @ PE
    Okay, Polen ist natürlich eines der (wenigen) belastbaren Gegenbeispiele.

    Stimme Ihnen grundsätzlich zu, dass ein Anknüpfen an kirchliche Strukturen und Traditionen – aller Probleme vom Typ “Käßmann” zum Trotz – sinnvoll ist.
    Und ziemlich sicher ist hier die katholische Kirche besser geignet als die evangelische, denn erstere hat größere Erfahrung mit schwierigen Zeiten, hat mehr Ressourcen und Vernetzung und eröffnet dem Interessierten über die Ordensvereinigungen (etwa die Karmeliten) und ihre spirituellen Wege und Praktiken weit mehr Erfahrungshilfe als die blutlose evangelische Kirche.

    Die erfreulichen Aktivitäten christlicher Gruppen gegen aktuelle Auflösungserscheinungen (z.B. Familienauflösung) würde ich allerdings so sehen, dass es sich hier um Aktivitäten handelt, die einerseits die Nähe zwischen modernem Staat und Kirche verringern und die andererseits (wohl auch deshalb) nicht unbedingt das Wohlwollen der Kirchenleitung genießen.

    Völlig d´accord:
    “… sondern christliche Akteure diesbezüglich trotz der hier immer wieder angesprochenen Dekadenzerscheinungen in den Kirchen doch wesentlich mehr Gutes bewirken als bislang von uns anerkannt wurde.”

  8. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Waldgänger
    Nur am Rande: Im kommunistischen Polen war die durchaus funktionierende Kirche nicht staatsnah und aktive Trägerin von Maßnahmen zur Zurückdrängung und letztlich Zerschlagung des Kommunismus, und dort spielt die katholische Kirche bis heute eine wesentlich positivere Rolle bei der Bekämpfung auch anderer Verfallserscheinungen, als sie es heute in Deutschland tut.
    Anfang 2014 stellten ich und andere Mitwirkende uns die Frage, welche Tonalität (im Sinne der PR) zur öffentlichen Ansprache der hier und anderswo in den vergangenen Jahren angesprochenen Verfalls- und Auflösungserscheinungen am besten geeignet wäre. Man kann ja ergebnisoffen prüfen, welche Begriffe, Sprache, Symbole, Bezüge etc. am besten geeignet sind, um die Probleme zu benennen und Lösungen zu organisieren. Es stellte sich daran heraus, dass das mit christlichen Bezügen nicht nur ausgesprochen gut funktioniert, sondern christliche Akteure diesbezüglich trotz der hier immer wieder angesprochenen Dekadenzerscheinungen in den Kirchen doch wesentlich mehr Gutes bewirken als bislang von uns anerkannt wurde. Was in Deutschland z.B. aktuell gegen die Auflösung von Ehe und Familie oder gegen die Gender-Ideologie unternommen wird, kommt fast alles aus dem christlichen Bereich, wobei dieser sich nicht auf die Ablehnung beschränkt, sondern jeweils auch bewährte Gegenmodelle zur Verfügung hat. Der Schritt in die christliche Richtung erfolgte daher zunächst aus ganz pragmatischen Gründen.

  9. Waldgänger schreibt:

    Der hier kürzlich geäußerte Gedanke … “Aufbau eines Grundgerüsts, bestehend aus Information, Analyse und Beratung, mit der Möglichkeit von lokaler Bindung, die im großen Kontext völlig unabhängig voneinander sind.”
    … ist in der Tat so “minimalistisch”, dass ich ihn hier nicht erwähnt hätte.
    Genau das ist doch jetzt schon vielerorts gegeben!
    Außerdem: Sammlung von Informationen, Analyse der Lage und eine gegenseitige Beratung unter Berücksichtigung der lokalen Situation – das leisteten auch schon Häftlingsvereinigungen vor gut 70 Jahren …

    Warum dieser mutlose Verzicht, die von der Gegenseite geförderten destruktiven Prozesse nicht wenigstens zu stören oder zu verzögern?
    Wem ist damit gedient?
    Was ist damit erreicht?

    Defätismus.
    Die Bereitschaft, die Überlegenheit der Gegenseite nicht nur für den Moment, sondern auf Dauer, ja sozusagen grundsätzlich (…) anzuerkennen und eine Trendwende auszuschließen.

    ***

    Sehr geehrter @ Konservativer
    Habe Ihren Beitrag zur Schlacht von Cotrone mit Interesse gelesen. Die Rolle der Kirche war damals eben die einer halbstaatlichen und gleichzeitig transnationalen Institution. Im Rahmen des ottonisch-salischen Reichskirchensystems verkörperte sie zumindest teilweise die Herrschafts- und Verwaltungsstruktur des Reiches. Und auch nur im Bund mit den Mächtigen der Zeit konnte die Kirche des Mittelalters existieren und einen anderen Weg nehmen als die verkümmernden Reste germanischer oder manichäischer Kulte.

    Ich denke, man sollte das Phänomen “Kirche” (im Gegensatz zum Phänomen “Religion”) immer in dem Rahmen sehen, dass eine funktionierende Kirche grundsätzlich(!) staatsnah ist. Auch die heutigen Kirchen – so unbedeutend sie auch sind – agieren staatsnah. Die staatsferne Alternative waren oder sind die Gnosis, Sekten und kleine Freikirchen.

    Mit „Religion“ hat eine Kirche nun allerdings keineswegs automatisch viel zu tun.
    „Religion“ und „Kirche“ sind zwei völlig verschiedene Begriffe. Insofern ist die Verwendung des Begriffs “Christentum” nicht sonderlich ergiebig, da dieser Begriff etwas unscharf ist, weil er beides – Religion und Kirche – umfasst.

    Der hier mehrfach geäußerte Respekt vor der größeren Strenge, “Männlichkeit” und überhaupt Autorität der Kirche in vergangenen Zeiten gilt nicht der Religion, sondern der Institution!
    Eine Wiederkehr dieser starken Kirche als Institution ist heute praktisch ausgeschlossen, da es der Kirche trotz aller Schleimerei an Unterstützung durch die Machteliten mangelt.

    Anders gesagt: Wenn es heißt … Als “restriktive Migrationsabwehr” hat die Theologin Margot Käßmann die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union kritisiert. Europa nehme im Gegensatz zu anderen Regionen nur ein Minimum der Flüchtlinge in der Welt auf, sagt sie am Mittwoch in Tübingen.“ usw. usf. … tut sie eben das Einzige, was der Kirche heute(!), bei den heutigen Machteliten und Interessen eben tun kann, um Lobpünktchen zu sammeln.
    https://www.evangelisch.de/inhalte/110265/15-10-2014/kaessmann-kritisiert-europaeische-fluechtlingspolitik

    Auf der individuellen Ebene kann „Religion“ dem Einzelnen allerdings sehr wohl einen starken inneren Halt geben. Dafür gibt es in der Geschichte genug Beispiele! Und wahrscheinlich – da stimme ich Jünger und PE zu – ist der Einzelne wohl überhaupt nur durch eine derartige Rückbindung in schweren Stürmen und im Nebel der Lüge, Propaganda und Verführung ausreichend geistig und ethisch verwurzelt und orientierungssicher.
    ünger spricht andernorts – ich glaube in „Über die Linie“ – auch von der Furchtlosigkeit dessen, der nicht auf den nihilistischen Zug aufspringt, der also nicht mit dem technokratisch-atheistischen Zeitgeist schwimmt.
    Ein sehr wichtiger Punkt: keine Angst!

  10. Ingo schreibt:

    Die Christen sind in der rechtskonservativen Szene, also unter den sogenannten “Neuen Rechten” unglaublich aktiv. Ist hier eigentlich irgendjemandem bewusst, dass in den 1970er Jahren der Begriff “Neue Rechte” gleichbedeutend benutzt wurde mit Neuheidentum, also mit Nichtchristlichkeit? Die damalige Neue Rechte (rund um den Grabert-Verlag und rund um die “Neue Anthropologie”) entstand in Orientierung an das damalige Thema “Biopolitik”. Das war die Sarrazin-Debatte der damaligen Zeit, ausgelöst durch Arthur Jensen 1969. Diese ist der Sache nach längst entschieden: Alle deutschsprachigen populärwissenschaftlichen Bücher, die sich zur Erblichkeit der Intelligenz äußern, und die seit 2010 erschienen sind, gehen davon aus, dass die menschliche Intelligenz zu 80 Prozent erblich ist. Das ist eine Tatsache, die man während der Sarrazin-Debatte noch wegreden wollte.

    Die Biopolitik hat also der Sache nach gesiegt. Nur: Wer knüpft an diese an? Wer erinnert an sie? Dem Grabert-Verlag ist die Deutungshoheit für volkserhaltende Themen durch den ständigen politischen und sonstigen Gegenwind abhanden gekommen. An seine Stelle sind jüngere Verlage und Institute getreten, deren Hintergrund aber NICHT mehr neuheidnisch ist, sondern bewusst christlich, meist katholisch. Und das naturwissenschaftsnahe Bild vom Menschen wird von diesen nicht so stark in den Vordergrund gestellt, wie man das von Vertretern der Biopolitik erwarten sollte.

    Über die Ursachen dieser Entwicklung mag sich jeder seine eigenen Gedanken machen.

    Ich möchte aber nun entschieden den folgenden Sätzen widersprechen:

    “Religiöse Bindungen sind jedoch gleichzeitig mit dem Problem verbunden, dass sie kaum rational vermittelbar oder auf Nutzenkalkül zu begründen sind. Versuche, Religionen mit dem Ziel zu schaffen oder zu vermitteln, einer bestimmten Gemeinschaft zu nützen, scheiterten ausnahmslos, wie u.a. diverse nationalreligiöse Bestrebungen zeigen, die vor allem diesem Zweck dienen sollten, und die nur selten auf echtem religiösen Glauben in Form von innerer Ergriffenheit beruhten.”

    Was ist hier mit “nationalreligiösen Bestrebungen” gemeint? Die “Deutschen Christen” der 1930er Jahre? Der “arische Jesus”? Sie waren christlich so wie Christen immer waren.

    Wenn Ihr Euch bitte einmal in der sozusagen etablierten atheistischen Szene in Deutschland umseht – also unter Anhängern von Richard Dawkins und anderer mehr -, so wird man hier den auffallenden Befund feststellen, dass man hier gegen Religiosität zumeist gar nichts hat. sondern nur gegen SOLCHE, die “übernatürlich”, sprich im Widerspruch und bewussten Gegensatz zum naturwissenschaftlichen Denken begründet werden.

    Die Giordano-Bruno-Stiftung und ihr Evolutionärer Humanismus bedeuten genau das: Sie sind nicht feindlich aller Religiosität gegenüber, sondern nur der monotheistischen gegenüber (sprich – in den Worten von Jan Assmann: der “mosaischen Unterscheidung zwischen Wahr und Falsch” gegenüber).

    Hier wird also auf sehr breiter Front die Meinung vertreten, dass ein naturwissenschaftsnahes Menschen- und Weltbild keineswegs im Widerspruch stehen muss dazu, dass Menschen religiös sind. Es soll nur keine Religiosität sein, die im krassen Widerspruch zum naturwissenschaftlichen Menschenbild steht.

    Und wer Augen hat zu sehen und Ohren zu hören, der weiß, dass das die Religiosität der Zukunft der Menschheit überhaupt sein wird. Man wird sich nun die Geschichte des naturalistischen (naturwissenschaftsnahen) Denkens des 20. Jahrhunderts und seiner Versuche, Religiosität genauer philosophisch und literarisch in Worte zu fassen, genau ansehen müssen, um zu einem Urteil zu kommen, worauf künftig aufgebaut werden kann.

    Der erste große Versuch in Deutschland auf diesem Gebiet war Ernst Haeckel und sein Monismus. Auf Ernst Haeckel sieht auch die genannte Giordano Bruno-Gesellschaft positiv. Sein Blick auf die Natur war sowohl streng wissenschaftlich wie ästhetisch-künstlerisch gerichtet (siehe etwa “Kunstformen der Natur”). Auf dieser Linie hat es bis heute immer wieder neue Entwicklungen gegeben. Diese kann man nicht einfach in Bausch und Bogen verwerfen, wenn man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten will.

  11. G. Wheat schreibt:

    @PE

    @G. Wheat
    Mich würde einmal interessieren, wie Sie sich ein belastbares Vorhaben im positiven Sinne konkret vorstellen.

    Wie ich bereits geschrieben habe, ist es eine Frage der Zielformulierung. Große Weltrettungs- oder “Reichswiderbelebungsmaßnahmen” sind natürlich außerhalb Ihrer Reichweite. Boni a la kulturelle Konservierung, bedingt, da keine einheitliche Kulturdefinition. Pragmatischer Zusammenhalt, mit Orientierung an zukünftigen Entwicklungen (Technologie, Wirtschaft, Verfallserscheinungen), machbar. Dazu gehören eben keine Vereine oder Clubs, die irgendeiner künstlichen Charta folgen, die meist so realitätsnah ist, wie die Sichtungen der Jungfrau Maria auf Toasbrotscheiben in Brasilien (kein Scherz). Mein grundsätzlicher Ansatz lautet: der Aufbau eines Grundgerüsts, bestehend aus Information, Analyse und Beratung, mit der Möglichkeit von lokaler Bindung, die im großen Kontext völlig unabhängig voneinander sind. Durch die Ausformulierung von einem soliden Ethos, erübrigt sich die “Neuerfindung” von Bindungsstrukturen. Das hört sich minimalitisch an, ist aber in Wahrheit eine Notwendigkeit, um sich an bereits erfolgten und noch ausstehenden grundsätzlichen Entwicklungen in Gesellschaft und Wirtschaft flexibel anpassen zu können. Oder anders ausgedrückt: man kann nicht mit einem Breitschwert auf eine fragmentierte Gesellschaft losgehen, in Form von großen spirituellen “Wahrheiten”, sondern muss mit dem Skalpel Lücken füllen und Bindeglieder bauen.

    Was ich grundsätzlich nicht nachvollziehen kann, ist Ihre grundsätzliche Gegenüberstellung von rationaler Erkenntnis und Spiritualität.

    Sie verwechseln Erklärung und Glaube von/an Spiriltualität. Erklären lässt sich sehr vieles. Dafür brauchen wir keine Spiegel-Artikel, die meistens auf dem Niveau von Sechstklässlern verfasst sind. Auch in der Wissenschaft gibt es Idiotie, keine Frage. Man kann aber sehr gut die Spreu vom Weizen trennen. Ich erkenne das Bedürfnis von Menschen an, sich an nicht hinterfragbarer Transzendenz zu orientieren. Ob das nun eine trostspendende oder Wegweisende Funktion hat, ist unerheblich. Aber, nicht jeder Mensch ist so beschaffen, dass er solch eine spirituelle Kategorie braucht. Es gibt Menschen, die teils durch Prädisposition oder Umwelteinflüsse sehr positiv auf Spiritualität reagieren und z.T. auch davon abhängig sind; ob sich das nun in Transzendenten Kategorien, Ignoranz, Hoffnung oder anderen Funktionen niederschlägt ist völlig unerheblich. Andererseits existieren Menschen, die auf funktionaler Ebene auf Spiritualität nicht “anspringen”, um es vereinfacht auszudrücken. Darin liegt Ihr eigentlicher Fehlschluss; die Annahme, dass Spiritualität auf alle Menschen generalisierbar ist. Man hat z.B. herausgefunden, dass die historische Ausprägung von recht realitätsnah orientierten “soften” Spiritualitäten bei hellhäutigen Asiaten durch bestimmte Genvariationen unterstützt wurden, die mit vergleichsweise niedriger emotionaler Ausprägung zu tun hat (“Asian Coldness”) – das nur als kleines Beispiel.

    Diese Debatte ist an dieser Stelle nicht nützlich, da wir hunderte von Seiten produzieren könntnen. Es würde z.B. schon damit anfangen, dass ich den Beriff “Religion” überhauptnicht benützen würde, sondern einfach unter die Oberkategorie der Normen einfüge. Das gleiche Spielchen mit anderen Begriffen.

    Feststellung ist einfach die, dass wir uns bei diesem Thema nicht gegenseitig assimilieren können. Das ist nicht weiter schlimm, da Sie genügend pragmatische Aspekte bei Ihrem Vorhaben aufweisen, zu denen Ich etwas beitragen kann, auch wenn es in Form von Kommentaren ist.

    P.S.: Die Zensur war nicht schön. Besonders deswegen nicht, weil Sie persönlich gelacht haben und andere nicht daran teilhaben lassen möchten :)

  12. Exmeyer schreibt:

    Dieser Bruch, generalisiert, ist es, der mir die Sorgen bereitet! Und diesen gilt es TROTZ der Verschiedenartigkeit der Ansätze zu vermeiden. Vermeidung des Bruchs: Institutionell. Ob ich dazu mehr äußere, ist möglich. Gewiß aber nicht für das ganze Auditorium. Ein integrativer Ansatz der einen Trennungsstrich jenseits der ANSTÄNDIGEN und nicht Gräben zwischen diesen errichtet. – Kein Gegensatz zu Ihrem Weg, eine sinnvolle Ergänzung drängt sich auf! Mit historischem Beispiel, zu dem sie das Stichwort bereits längst geliefert haben.

    Ich schlage vor an, diesem Kreuzungspunkt etwas zu verharren. Die Überraschung hat sich meinerseits gelegt. Unsere Reaktionen hatten Sie erwartet, sie haben sich erfüllt. Ihre Entscheidung ist gefällt. Entschieden scheint mir nicht, ob der Weg ohne Rücksicht auf Verluste geführt wird, oder ob man ein etwaiges evangelisches Parallelprojekt “combined joint” organisiert? Etwa auch ein außerchristliches?

    Die Frage lautet eigentlich: Läßt man sich a) von Strukturen, die als solche explizit nicht wehrhaft sind, in aller Konseqeunz tragen oder b) begibt man sich in den ausdrückjlich katholisch-mystischen Rahmen, schafft aber eigene Strukturen?

  13. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Exmeyer
    Ich und ein paar andere Beteiligte (die hier noch nicht schreiben) haben das vergangene Jahr vor allem damit verbracht, verschiedene Subkulturen praktisch zu studieren. Für mich persönlich war die überraschende Entdeckung eben der Teil des Katholizismus, in dem die christliche Mystik im Sinne religiöser Erfahrung noch lebendig ist, der sich nicht (wie leider manche der entschlosseneren Formen des Protestantismus) über die Ablehnung der Naturwissenschaft definiert, und dessen Ethos nicht auf die Auflösung von Gemeinschaften gerichtet ist, sondern auf deren Stärkung. In seinen Formen ist dieser Katholizismus feierlich, aber gleichzeitig ernst und schlicht. Diese Strömung repräsentiert zwar nur eine radikale Minderheit, kann sich aber auf eine lange Tradition stützen, die auch die kriegerischen Teile der Geschichte des Christentums mit einschliesst, und zudem jene gut integrierten außerchristlichen Impulse, die dem mittelalterlichen Christentum das Überleben ermöglicht haben. Damit konfrontiert erkannte ich, dass angesichts dieses langen, bewährten und lebendigen Erbes jegliche Neuerfindung überflüssig wäre.
    Die Mehrheit der sonstigen Beteiligten machte andere Erfahrungen, die sich aber insgesamt meist nicht widersprachen, und mit dem Rest erfolgte der notwendige, in aller Freundschaft vollzogene Bruch.
    Einer der Vertreter der erwähnten katholischen Strömung sagte u.a., dass dem Christentum der Gegenwart leider jener männliche Impuls verlorengegangen sei, der es über lange Zeit lebendig gehalten habe, und dass dieser Impuls wiederbelebt werden müsse. Diese Strömung kann zwar mit ihrem Namen nicht für das “Projekt Ernstfall” eintreten, das ja nur der Suche nach belastbaren Ansätzen dient, aber sie stellt den kulturellen Kontext zur Verfügung, mit dem dieser Ansatz letztlich an die Öffentlichkeit treten wird. Wenn es soweit ist, wird jegliche Unterstützung, die der Fortsetzung dieser Tradition zusätzliche Kraft geben kann, willkommen sein.

  14. Exmeyer schreibt:

    @ Konservativer
    Wäre das der Katholizismus geblieben, so wäre mit Deutschland ganz Europa bis heute katholisch! Das war noch die gute alte Realmixtüre. Getragen von Gestalten, die es heute kaum noch gibt. Schon gar nicht in der Breite. Aber das auch früher nicht. Aber der Katholizismus hat sich bereits kurz nach Otto II gedreht: Cluny. Und nicht zum letzten mal.

    Wir würden nicht diskutieren. WIR nicht. Aber WIR tun es. Weil wir es müssen. Und zumindest ist die heute real existierende Amtskirche daran nicht unbeteiligt.

    @ PE
    D.H. Ein aufrechter Katholizismus im Sinne Ottos II. gelänge nur als Untergrund-Katholizismus gegen Mainstream und, Amtskirche und Rom. Urgemeinde_Rom_2.0, sozusagen, Guerilla-Katholizismus (Gefällt mir! Kann man sich da schon einschreiben?).

    Zu Bedenken: Auch dazu müssen die gleichen intellektuellen, organisatorischen und persönlichen Voraussetzungen gebildet werden, wie für eine Neuveranstaltung ohne Christentum! Das Problem, besser die Aufgabe: Eine Strömung zu bilden, die die Kraft hat, entgegen der Hauptströmung zu fließen, die ansonsten alles mit sich fortzieht.
    Organisatorisch handelt es sich um annähernd die gleiche Herausforderung! Inhaltlich müßte man in dem vorhandenen theologischen Steinbruch reinlangen. Diese Arbeit schlüssig gelingen zu lassen, dürfte ebenfalls kaum weniger anspruchsvoll werden. Die waren Quellen wären ja doch Laien.
    Als Gegner hätte man sich wohl die Kirche selbst herangezogen!

  15. Konservativer schreibt:

    Wer die gegenwärtige Kirchenführung (ob die evangelische und auch die katholische) in ihrem, wie ich meine, heutzutage überwiegend unseligen Wirken (zurecht) kritisch sieht, sollte jedoch bedenken, daß in Deutschland einst auch Menschen ganz anderen Kalibers der katholischen Kirche vorstanden (insofern steht hier wohl eine Palastrevolte an):

    Wer stellte die Masse der Panzerreiter im Ersatzheer von Otto II. (Kampf gegen die Mohammedaner in Süditalien)? Die Kirche!

    “Otto II:

    Aufgebot der Panzerreiter

    Bischof Herkenbald [von Straßburg] soll 100 Panzerreiter schicken.

    Der Abt von Murbach soll 20 mit sich herführen.

    Bischof Balzzo [von Speyer] soll 20 schicken.

    Bischof Hildebald [von Worms] soll 40 herführen.

    Der Abt von Weißenburg soll 50 schicken.

    Der Abt von Lorsch soll 50 herführen.

    Der Erzbischof von Mainz soll 100 schicken.

    Der Erzbischof von Köln soll 100 schicken.

    Der Bischof von Würzburg soll 60 schicken.

    Der Abt von Hersfeld soll 40 schicken.

    Graf Heribert soll 30 herführen und der Sohn seines Bruders soll entweder mit 30 herkommen oder 40 schicken.

    Megingaus soll mit Burkhards Unterstützung 30 herführen.

    Kuno, Sohn des Kuno, soll 40 herführen.

    Vom Herzogtum Elsaß sollen 70 geschickt werden.

    Bezolin, Sohn des Ernst, soll zwölf herführen.

    Azolinus, Sohn des Rudolf, soll 30 schicken.

    Otto, Bruder des Gebizo, soll 20 schicken.

    Graf Hetzel soll 40 herführen.

    Der Abt von Fulda soll 60 schicken.

    Der Sohn des Grafen Sikko[von Luxemburg] soll 30 mit sich herführen.

    Der Abt von Prüm soll 40 herführen.

    Der Erzbischof von Trier soll 70 herführen.

    Der Bischof von Verdun soll 60 herführen.

    Der von Toul soll 60 schicken.

    Der Erzbischof von Salzburg soll 70 schicken.

    Der Bischof von Regensburg soll ebenso viele schicken.

    Abraham [Bischof von Freising] soll 40 schicken.

    Bischof Reginald [von Eichstätt] soll 50 herführen.

    Bischof Albuin [von Säben] soll 20 herführen.

    Der Bischof der Stadt Augsburg soll 100 herführen.

    Der Bischof von Konstanz soll 40 schicken.

    Der Bischof von Chur soll 40 herführen.

    Der Abt von Reichenau soll 60 herführen.

    Der Abt von Sankt Gallen soll 40 herführen.

    Der Abt von Ellwangen soll 40 herführen.

    Der Abt von Kempten soll 30 herführen.

    Graf Guntram soll 12 herführen.

    Unger soll 20 herführen.

    Herr Sikko, der Bruderdes Kaisers, soll 20 herführen.

    Otto soll 40 herführen.

    Adalbert soll 30 herführen.

    Herzog Karl [von Niederlothringen], als Beschützer des Landes nach Hause entlassen, soll Boso mit 20 schicken.

    Der Bischof von Lüttich soll 60 schicken mit Hermann oder Immo.

    Der Bischof von Cambrai soll 12 schicken.

    Geldulf soll mit Unterstützung der Äbte von I. [Inden= Kornelimünster] und S. [Stavelot] 12 herführen.

    Graf Dietrich [von Friesland] soll seinen Sohn mit 12 schicken.

    Graf Ansfried [von Brabant] soll 10 schicken.

    Die Markgrafen Gottfried [von Hennegau] und Arnulf [von Valenciennes] sollen 40 schicken.”

    Quelle: http://www.lipka-online.de/hist/quellen/0981_otto_ii__indiculus_loricatorum.pdf

    Otto II. hat mit seinen Panzerreitern Süditalien von den Mohammedanern befreit, in der Schlacht Crotone 982, die er letzlich aufgrund mangelnder Feindaufklärung nach anfänglischem Sieg über die Masse des Feindes, durch eine nicht entdeckte Teilstreitkraft, noch verlor. Doch für die Mohammedaner war es Phyrrussieg, nur wenige ihrer Krieger überlebten die Schlacht, in der auch ihr Anführer fiel. Die überlebenden Mohammedaner zogen sich anschließend aus Süditalien nach Sizilien zurück. Otto II. dürfte mit seinen Panzerreitern Italien vor einem ähnlichen Schicksal wie z.B. Spanien, das bekanntermaßen von den Mauren erobert wurde, bewahrt haben.

    Quelle: http://www.robert-barkowski.com/20-0-Crotone-982.html

    Als ein positives Beispiel aus heutiger Zeit nenne ich den Namen virOblationis (den einige Kommentatoren/Leser bereits kennen) mit seiner Seite “Deutschland kontrovers”

    http://deutschland-politik-21.de/2015/07/13/gedankensplitter-9-juli-15-aktualisierung/

    Ich für meinen Teil bin für alles offen, was unserer Sache dient.

    Ungeachtet dessen denke ich, daß wir einen Katechon brauchen, einen Katechon, der maßgeblich mithilft, das Eigene, unser Eigenes zu bewahren.

    Ein Katechon ist, wie ein Blick in die Geschichte zeigt, in der Regel eine charismatische, überaus befähigte Einzelperson (ein Genius, ein genialer Alles- oder Vieleskönner).

    Ein kleiner Exkurs:

    In unserer, der deutschen Geschichte sind das u. a. folgende, herausragende Persönlichkeiten:

    – Arminius, der zunächst einmal die Römer aus Germanien “hinausbeförderte” und dann dafür sorgte, daß sie auch “draußenblieben” (bis auf einen kleinen Landstrich in Südwestdeutschland , die “Agri Decumates”
    https://de.wikipedia.org/wiki/Agri_decumates ).

    – Heinrich I., der Sachsenherzog, der König von Ostfranken (das spätere Heilige Römische Reich Deutscher Nation) wurde (als Erster unter Gleichen), der es schaffte, das ostfränkische Reich zu einen (die militärischen Kräfte zu bündeln), was die Grundlage dafür schuf, die damaligen Feinde (Wikinger, Ungarn, Teile der Slawen) des Reiches zu besiegen.

    – Auch sein Sohn Otto I. war solch ein Genius, ungeachtet aller Unterschiede zu seinem Vater (Otto I. sah sich ebenso als Erster wie sein Vater. jedoch nicht mehr als Erster unter Gleichen). Er vernichtete, im Gegensatz zu Heinrich I., das ungarische Heer vollständig. Resultat: Die Ungarn fielen fortan nicht mehr in das Reich ein, das Reich konnte sich konsolidieren. Auch die Wikinger wurden militärisch gebändigt, eine Landnahme wie in England und Westfranken wurde vereitelt.

    – Friedrich I. “Barbarossa” war, finde ich, ebenfalls ein Genius, wäre er nicht auf seinem zweiten Kreuzzug gestorben (er ist in einem Fluß ertrunken, wahrscheinlich nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall), dann wäre dieser mit ziemlicher Sicherheit erfolgreich (bis zu seinem Tod hatte sein Heer die Türken in zwei Schlachten besiegt) verlaufen (mit der Rückeroberung von Jerusalem), es sei denn sein gesamtes Heer wäre an Malaria erkrankt und daran zugrunde gegangen. Fakt ist, nach seinem Tod kehrte der Großteil des Heeres demoralisiert auf dem Seeweg in die Heimat zurück. Nur etwa 2.000 Mann (ursprünglich waren es wahrscheinlich ca. 15.000 – 20.000 Krieger) unter seinem Sohn, Herzog Friedrich V. von Schwaben, setzten den Weg nach Palästina fort.
    Festzuhalten ist in diesem Zusammenhang: Herzog Friedrich von Schwaben war zweifellos ein tapferer Mann (er starb allerdings wenig später vor Akkon an Malaria), doch er war kein Genius, was allein dadurch deutlich wurde, daß er nicht dazu in der Lage war, das Heer zusammenzuhalten.

    – Als letzter sei hier Otto von Bismarck genannt, ohne ihn hätte es keine Reichsgründung, kein zweites Deutsches Kaiserreich gegeben.

    Anhang:

    1. Eine Skizze zum Feudalismus in Deutschland:

    In Deutschland entstand der Feudalismus erst um 900 n.Chr., und er entstand bei uns aus einer puren Notwendigkeit heraus, und zwar um eine reale Chance im Überlebenskampf gegen auswärtige Feinde (Ungarn, Wikinger, Slawen) zu haben.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Feudalismus
    Freiheitsrechte wurden beschnitten (ein Freier – eine Stimme, wie beispielsweise im germanischen Thing zur Zeit des Arminius, so etwas gehörte fortan der Vergangenheit an), weiter wurde eine klar definierte (Befehls)Hierarchie eingeführt.
    Es galt, Ressourcen zu erwirtschaften, um damit die militärischen Erfordernisse (z.B. Panzerreiter) finanzieren zu können. Der Überlebenskampf machte eine strikte Arbeits- und Aufgabenteilung vonnöten.
    Einmal eingeführt wurde der Feudalismus jedoch zu einem “Selbstläufer”, innerhalb dessen sich im Laufe der Zeit die Leibeigenschaft entwickelte (aus einer Maßnahme in der Not wurde ein Dauerzustand).
    Im Zusammenhang mit schwachen Kaisern, d.h. einer schwachen Zentralgewalt entstand in Deutschland, im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zunehmend ein Flickenteppich von Herzogtümern, Bistümern, freien Städten u.s.w., in denen lokale Machthaber nur noch Eigeninteressen verfolgten (hier ein Bündnis, dort Feindschaft etc. und zusammen meist gegen den Kaiser). Es entwickelten sich im I. Kaisereich zunehmend Verhältnisse wie es sie zuvor in ähnlicher Weise in Westfranken zur Zeit der Ottonen gab. Eine häufig untereinander zerstrittene, eher kleine, aber wachsende Schicht Privilegierter (Adel, Geistlichkeit, aber auch Kaufleute in der freien Städten) herrschte zumeist extrem ausbeuterisch über die Masse der ihnen anbefohlenen Menschen, was dann letztlich zu den Bauernkriegen führte. Doch das ist eine andere Geschichte.

    Wie schrieb Thor Kunkel zutreffend (allerdings in einem anderen Zusammenhang):

    SEMPER IN EXCRETIO, SOLUM PROFUNDUM VARIAT (“Immer in der Scheiße, nur die Tiefe ändert sich”)
    Quelle: http://static1.squarespace.com/static/530b8d53e4b091b1a79671f2/t/530f0c14e4b08602cbf72ab5/1393495060853/semper-in-excretio.pdf

    2. Zu den Kosten eines Panzerreiters:

    “Laut einer Urkunde, die noch in der Regierungszeit Karls des Großen (768–814) entstand, kostete ein Helm 6 Kühe, ein Schuppenpanzer 12 Kühe, ein Schwert 7 Kühe, ein Paar Beinschienen 6 Kühe, ein hölzerner Schild und eine Lanze zusammen 2 Kühe. Dazu das Streitross: 12 Kühe. Macht zusammen 45 Kühe oder anders ausgedrückt: Rüstung plus Streitross eines fränkischen Panzerreiters kosteten so viel wie der ganze Rinderbestand eines fränkischen Dorfes.
    Dabei sind in dieser Aufstellung noch nicht mitgerechnet: der Sattel, die Steigbügel, ein leichtes Reisepferd, ein Ochsenkarren, auf dem der Reiter seine Rüstung und seinen persönlichen Bedarf mitführte, dazu Trossknechte, Proviant und vielesandere mehr. Und noch weitereKosten entstanden: Ein Panzerreiter war ja auf seinem Gebiet ein Spezialist. Sein anspruchsvolles Kriegshandwerk, den Kampf zu Pferde mit verschiedenen Waffen, musste er nicht nur in vielen Jahren mühsam erlernen, er musste es, wollte er kriegstüchtig bleiben, auch ständig üben. Das aber beanspruchte Zeit. Zeit, in der sein Lebensunterhalt und der seiner Familie irgendwie gesichert werden mussten.”
    Quelle: http://www.tessloff.com/shop/livebook/Livebooks_WIW/WIW_088_Ritter/downloads/seite_8.pdf

  16. Projekt Ernstfall schreibt:

    @G. Wheat
    Mich würde einmal interessieren, wie Sie sich ein belastbares Vorhaben im positiven Sinne konkret vorstellen. Einwände sind natürlich auch interessant, aber, wie gesagt, wenn es nur nach Einwänden ginge, müsste man es ganz bleiben lassen, denn die sprechen gegen fast alle. Mit Ausnahme vielleicht eines verworfenen Konzepts, dass hier vielleicht nochmal der Vollständigkeit halber vorgestellt werden wird. Verworfen wurde es deshalb, weil es so etwas schon hundertfach gibt: Kleine unpolitische Netzwerke sich ggf. auch im Sinne konservativer weltanschaulich nahestehender Personen, die gemeinsame materielle Interessen verfolgen sich gegenseitig Vorteile sichern oder zumindest von Außen kommende Nachteile abwehren. So etwas gibt es schon in Form hunderter Clubs, Logen und Vereine, die aber vorwiegend ihren eigenen Interessen dienen und oft selbst Teil degenerativer Prozesse sind.

    Was ich grundsätzlich nicht nachvollziehen kann, ist Ihre grundsätzliche Gegenüberstellung von rationaler Erkenntnis und Spiritualität. Grundsätzlich widerspricht sich beides überhaupt nicht, und man kann durchaus naturwissenschaftliche Erkenntnisse z.B. der hier laufend besprochenen Art mit Interesse zur Kenntnis nehmen und von der Wirklichkeit transzendenter Bindungen des Menschen ausgehen. Die empirische Tatsache, dass diese Wahrnehmung offenbar Teil der Natur des Menschen ist und das Überleben menschlicher Gemeinschaften fördert, müsste diese auch für einen nur von einem naturwissenschaftlichen Weltbild ausgehenden Menschen nachvollziehbar machen. Sie ist nicht mehr und nicht weniger imaginiert als andere nichtrationale, überlebenswichtige Vorgänge im Menschen, etwa die Bindung an biologisch nahestehende Personen, ein grundlegendes Moralempfinden oder der Überlebenstrieb.
    Ihr Zugang erinnert mich an einen Beitrag über “Neurotheologie” im “Spiegel”, in dem die Autoren Religionen als wissenschaftlich widerlegt darstellten, weil die Naturwissenschaft begonnen hat, Glaubenserfahrung im Menschen neurobiologisch zu verstehen. Tatsächlich hatten die Autoren der Studien, auf die sich der “Spiegel” bezog, mit ihren Beobachtungen frühere Hypothesen widerlegt, die im Glauben einen bloßen “Wahn” sahen. Wer Glauben unter Verweis auf den Stand der Naturwissenschaften prinzipiell ablehnt, weil er kein rationaler Vorgang ist, müsste die anderen erwähnten nichtrationalen aber im Menschen angelegten und offenbar evolutionär nützlichen Vorgänge ablehnen. Kulturell scheint diese Vorstellung im Überschwang früher Erfolge der Naturwissenschaften im 18. Jahrhundert entstanden zu sein. Die darauf beruhende Vorstellung der rationalen Durchplanbarkeit von Gesellschaften und der Vorstellung der Möglichkeit der Ausschaltung nichtrationaler Aspekte des Menschen ist in der Praxis aber durchweg gescheitert. Das bedeutet nicht, dass die Wirklichkeit nicht rational verstehbaren Prozessen folgt, sondern nur, dass die Leugnung nichtrationaler Vorgänge im Menschen selbst eine Form von irrationalem Wunschdenken darstellt.

  17. G. Wheat schreibt:

    @Hubschraunerpilot

    Diese Infos habe ich aus einem mehrteiligen Bericht von Beteiligten, die vor mehreren Jahren auf einer Seite über Geostrategie publiziert wurde. Ich bin mir an dieser Stelle nicht mehr sicher, ob es Janes oder der britische Counterpart war. Letztendendes beruht die Gültigkeit meiner Aussagen nicht einzig und allein auf den Geschehnissen in Bosien. Die Grundaussage ist, dass Religion, als Norm, im Kontext eines äußeren “Feindes” zwar bindend wirken kann(!), aber endogen durchaus zu Spannungen, Konflikten und gar Nichteinhaltung führen kann, und dies auch meistens der Fall ist. Hochchristliche Länder wie Brazilien, die in Perversion und Kriminalität versinken sind weitere (zeitnahe) Beispiel, die aufzeigen, dass nicht Religion, sondern kulturelle und ethnische komposition weitaus wichtiger für Stabilität und endogenen Frieden sind als künstliche-spirituelle Überbauten. Somit haben sie viele christliche Länder, aber nicht alle sind zerrütet und korrumpiert. Ja, jetzt könnten Sie natürlich daherkommen und sagen “aber das sind keine richtigen Christen” – und damit stünden Sie im gleichen Graben, wie die hiesigen Moslems, die Haarspaltereien über ISIS, Terrorismus, den “richtigen” Islam und der eigentlichen Kultur betreiben. Fakt ist, Religion diente in wissensbeschränkten Gesellschaften einst als Sinnstifter in für alle Lebensbereiche, was durch gesellschaftlichen und technologischen Fortschritt abgelöst wurde, und damit jetzt, als auch in der Zukunft, lediglich als inhaltsleeres Label dienen wird. Menschen, die sich emotional als Christen oder in irgendeiner anderen Form als spirituell bekennen und dabei gleichzeitig wissenschaftlichen Tatsachen aus dem Weg gehen möchten, müssen ein solches Maß an kognitiver Dissonanz an den Tag legen, über welches der größte Schizophrene vor Neid platzen würde.

    @Hartwig

    Ich habe bereits mehrfach praktische Beispiele genannt. Manchmal wird auf dieser Seite auch aneinander vorbei geredet, da nicht jeder die gleiche Prämisse hat bzw. ähnliche Ziele. Der eine möchte die Welt retten, der andere einen Verband gründen und einige nur in informellen Gruppen praktische Vorteile genießen und sich pragmatisch an der Zukunft orientieren. Ich halte letzteres für fruchtbarer, nicht weil man damit jedwede Form von öffentlicher Angriffsfläche unmöglich macht, sondern weil man dadurch präziser auf die jeweiligen Lebensumstände und Einstellungen eigehen kann und somit größere Kohäsion und Gruppenkohärenz erzielt, im Gegensatz zu einem übergeschnallten Ideologiekonstrukt, dem jeder zustimmen muss. Es ist alles eine Frage der “Zielgruppe”.

    Die meisten Konservativen fühlen sich eher in größeren Ansammlungen wohl, wo man Kollektivkuscheln betreiben kann – eine Peergruppe. Jene sind natürlich höchst angetan von Labels (Religion, 2 Kinder, Haus, mein Anzug etc.) und möchten letztenendes einfach nur das tun, was sie schon immer gemacht haben, aber diesmal mit Hilfe von einer Art PE(GIDA) für den Mittelstand, zusätzlich mit der Sicherheit, dass auch wenn es Rund geht, der Kuschelfaktor nicht gefährdet ist und man in “Friedenszeiten” sich in irgendeiner Form gegen den Verfall engagiert -fürs gute Gefühl, versteht sich. Diese Menschen brauchen tatsächlich eine “Führung”, da Sie sich sonst wie kaputte Duracell-Hasen im Kreis drehen. So viel zu der Zielgruppe, die hier angestrebt wird.

    Aber pissen Sie bitte nicht anderen ans Bein, wenn ich das so ausdrücken darf, in dem Sie versuchen irgendein generelles Menschenbild anhand von Religion, Führungsstrukturen, Tradition, emotionalen sehnsüchten oder tiefer Spiritualität – abseits von jeder substanzieller wissenschaftlicher Erkenntnis – zu erzeugen, die Sie widerrum als Prämisse für Ihre Ansichten nutzen und veruschen, sie als eine Art allgemeingültige Aussage zu verkaufen. Meinen Gegenwind können Sie deshalb noch so oft als Ignoranz oder Überheblichkeit werten, aber an Ihrer bestenfalls Brüchigen Argumentation ändert das leider nichts.

    @Monalisa

    [Moderationskommentar: Dies lenkt jedoch doch zu sehr vom eigentlichen Thema ab.]

  18. Hartwig schreibt:

    Es bedarf immer der Generäle und des Fußvolkes. Und es mangelt an Generälen. Sich (wie hier geschehen) über PEGIDA oder die Stuttgarter Demonstranten auszulassen ist einfach. Dieses Fußvolk wartet allerdings auf Führung. Es stolpert von einem Thema zu anderen und ist orientierungs- und führungslos. Ein Kern, bei weitem nicht alle, ein Kern wäre für mehr bereit. Mehr als ein paar Unteroffiziere gab es bei PEGIDA nicht. Wie soll daraus also etwas anderes werden, als zur Zeit geworden ist.
    Und @PE: “Die Kirche gibt es schon”, schreiben Sie.
    Als ich von Zugangsbarrieren schrieb, die über christliche Bezüge hinausgehen könnten, schwebten mir unter anderem geschlechterbedingte Barrieren vor (die hier beteiligten Frauen werden mir es nachsehen).
    Es gibt Kirchen, die als Sekten bezeichnet werden, und es gibt Sekten, die sich als Kirche verstehen.
    Ich halte es zwar für einen Kraftakt, eine Kirche/Sekte ins Leben zu rufen/zu stiften/zu gründen/wachsen zu lassen; aber für “größenwahnsinnig” halte ich dies nicht. Eine Frage von Fußvolk und Generalität.
    (Ich selbst bin ein guter Unteroffizier, mehr nicht.)

  19. Monalisa schreibt:

    @PE
    “Gäbe es eine naheliegende Lösung, wären wir ja auch nicht in der Lage, in der wir sind”

    Richtig, deswegen muss die Rechte mit einem gewissen Binnenpluralismus klarkommen.
    Ich kann die Einwände von G. Wheat auch nachvollziehen, und es ist ja durchaus lohnenswert diese Diskussionen zu führen, aber trotzdem bleibt meine Perspektive (und die aller anderen religiös empfindenden Menschen) eine andere.

    Vieles lässt sich eben nicht letztgültig klären, ob das Christentum nun durch Kulturmarxismus geschleifte Bastion ist oder gar Auslöser und Verstärker der zersetzenden Momente, denen die Völker ausgeliefert scheinen, beispielsweise.

    Mehr als ein Reservat ist es derzeit wohl nicht.

    Aber muss man da nun mit Häme drüberkübeln, seinen inneren Zwängen als Minusbeseelter freien Lauf lassen? Zu Überlegen wäre doch eher wir man trotzdem an einem Strang zieht

  20. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Hartwig
    Die Kirche gibt es schon, was einen enormen Vorteil darstellt, da es schon etwas von Größenwahn hätte, so etwas neu zu gründen.
    Zum Punkt 1): Einer Tätigkeit als politischer Akteur wären tatsächlich Grenzen gesetzt, was sich aber relativiert, wenn man davon ausgeht, dass an den relevanten Problemen auf politischer Ebene ohnehin kaum noch etwas zu ändern ist, schon gar nicht von der Zahl von Personen, mit der man realistischerweise rechnen könnte. Eine öffentliche Auseinandersetzung mit diversen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen aus traditionalistisch-konservativer Perspektive würde zwar stattfinden, aber weniger um eine Veränderung der politischen Verhältnisse zu bewirken, sondern mehr um jene anzusprechen dies sich ebenfalls daran stören.
    Zum Punkt 2) ist gerade ein neuer Beitrag erschienen.

  21. Hartwig schreibt:

    @ G:Wheat

    Lassen Sie es doch mal krachen. Präsentieren Sie einen Ansatz – gern hazard, gern mit lethaler Perspektive. Den Magerquark-Suizid könne Sie dann immer noch machen – wenn’s gut ausgeht.

  22. Hartwig schreibt:

    @ PE
    Sie schrieben: “Religiöse Bindungen sind jedoch gleichzeitig mit dem Problem verbunden, dass sie kaum rational vermittelbar oder auf Nutzenkalkül zu begründen sind. Versuche, Religionen mit dem Ziel zu schaffen oder zu vermitteln, einer bestimmten Gemeinschaft zu nützen, scheiterten ausnahmslos, wie u.a. diverse nationalreligiöse Bestrebungen zeigen, die vor allem diesem Zweck dienen sollten, und die nur selten auf echtem religiösen Glauben in Form von innerer Ergriffenheit beruhten.”

    Ich möchte Ihnen, der sich, im Gegensatz zu mir, intensiv damit befasst hat, nicht widersprechen. Dennoch war meine Vermutung bzw. Erwartung, wie es hier weitergeht, die eines religiösen, eines christlichen Daches; wenn Sie so wollen, einer Kirche. Dies vor allem aus zwei praktischen Erwägungen die ich nur stichwortartig andeuten möchte.
    1) Die bestehenden Möglichkeiten und Freiheiten, die einer christlichen Religionsgemeinschaft noch gewährt werden. Und die Vermeidung, als politischer Akteur zu wirken.
    2) Da in einem Umfeld restrikiver werdender Diskriminierungsgesetze ein aktiver Ausschluss von “unerwünschtem” Personal schwierig werden könnte, baut der christliche Bezug Barrieren auf, die ein freiwilliges Fernbleiben o.a. Personals unterstützt. Derartige Barrieren könnten über rein christliche Bezüge ausgebaut werden.

    Wie gesagt, mich überrascht Ihre Richtung, die bis zur Konfession heruntergebrochen ist.

    Es soll praktischer werden. Gut.

  23. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Monalisa
    Die meisten Einwände von G. Wheat kann ich gut nachvollziehen, und seinen Hang zum Sarkasmus und zur Zuspitzung bitte ich, ihm nachzusehen. Wir sind bald ohnehin an einem Punkt angelangt, an dem es etwas Praktischer werden muss, weil alles schon mehrfach bis ins Detail diskutiert wurde und es gegen jeden Ansatz sehr überzeugende Einwände gibt. Gäbe es eine naheliegende Lösung, wären wir ja auch nicht in der Lage, in der wir sind.

  24. hubschrauberpilot schreibt:

    @Wheat: Wo haben Sie die Infos aus Sarajevo her? Ich kenne die kroat. Seite ganz gut, auch in BiH, war zudem nach 1995 mit internat. Org dort. Ihr geschildertes Phänomen als Einzelfall ja, aber generalisierbar? Ihrer Skepsis zu einer Religion als neues Band in Dtl stimme ich trotzdem zu, im Hinblick auf kollektive Ermannung, auch wenn ich Ihren gläubigen Atheismus nicht teile..

  25. Monalisa schreibt:

    G. Wheat

    Ich möchte Ihre Beleidigungen eigentlich nicht erwidern, aber bedenken Sie bitte, wie verbohrt und rechthaberisch Sie ihre Sache präsentieren. Noch mehr gehobene Stürzenbergerei sozusagen.

    Unser Staat schaufelt schon fast eine Million Ausländer pro Jahr in’s Land, aber die rund 500 Fälle von Kirchenasyl sind der eigentliche Aufreger? Wenn Thomas Schmidt jetzt manchmal zur Messe geht, verspielt er die Zukunft der deutschen Rechten?

    Lebensfremder geht es wohl kaum. (Natürlich ließe sich endlos diskutieren inwiefern eine pervertierte christliche Moral zur gegenwärtigen Misere beiträgt usw., das ändert aber nichts an der persönlichen Gretchenfrage, die jeder irgendwann für sich beantworten muss. So oder so.)

    Ihr streng materialistisch-szientistisches Weltbild wird sich dabei nie mehr als einer kleinen akademischen Nische vermitteln und selbst dort könnte es auch jederzeit wieder von anderen Vorstellungen abgelöst werden.

  26. G. Wheat schreibt:

    Ich finde, dass Sie sich mit PE, in der gegenwärtig vorgeschlagenen Form, zu viel vorgenommen haben; das Rad neu erfinden möchten. Es scheint mir, als ob Sie in der Eile versuchen würden, eine Art vordergründig kulturelle Arche zu bauen und deshalb den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen, die Religion, der auch wirklich jede verlorene Spezies an Bord holen soll. Das ist edel, auch im gewissen (emotionalen) Umfang praktikabel, aber weder in der Tragweite noch in der Qualität in der Sie sich das erhoffen realisierbar. Der alles und jeden umfassende “Gegenentwurf”, der jedem vermittelbar ist, existiert schlichtweg nicht. Die Gründe dafür habe ich bereits an mehreren Stellen erläutert und will das Ganze hier nicht nocheinmal aufrollen.

    Bleiben wir beim Pragmatischen; Ich weiß nicht woher Sie Ihre Quellen haben, aber Religion als heiliges Band in Konfliktsituationen ist großer Unfug. Sie orientieren sich mit Ihrer Argumentation wahrscheinlich an staatlichen oder umfassenderen Strukturen, die einigend gegen eine äußere Kraft wirken (Europa vs. Osmanen etc.), oder gar den Konflikten zwischen islamischen Strömungen. Vielleicht sogar an der Inquisition der wilden Germanenstämme. Dem widerspreche ich. Sie machen den gleichen Fehler, wie viele Konservative Figuren und verwechseln situationelle Bündnisse, ethnische gemeinsamkeiten, kulturelle Normen und religiöse Strukturen (die im Kern nichts weiter als universelle und nicht hinterfragbare Normen darstellen). Zweitens, sie stecken mit Ihren Gedanken in der falschen Epoche. Religion diente zuvor als Sinnstifter und Interpretationsmechanismus für alle Lebenslagen. Deshalb war in der Geschichte möglich, ganze Länder und Ethnien unter Glaubenssätzen zu vereinen. In einer Informationsgesellschaft, in der Sie Googeln können, ob der übermäßige Genuss von Kaffee gut oder schlecht ist, verkommt Religion zu einem Produkt bei Türverkäufen, den man keinem andrehen kann – und das ist auch gut so.

    Drittens. Nehmen Sie die Konflikte in Bosnien als Beispiel. Im Ausnahmezustand waren viele Städte isoliert und von jedweder Logistik abgeschnitten. Innerhalb dieser, haben sich strenge Christen, die zuvor gegen die islamischen Strömungen vorgegangen sind, gegenseitig für Toilettenpapier oder anderen Bedürfnisartikel mit Sturmgewehren über den Haufen geschossen. Ganze Familien vergewaltigt, kleine Mädchen gehandelt und für Konservendosen eingetauscht. Spätestens, wenn Menschen in solche Situationen versetzt werden, fliegt die religiöse Wohlfühlromantik als erstes aus dem Fenster. In unseren Lebzeiten werden wir solche Zustände in Europa wahrscheinlich nicht erleben, aber das bedeutet nicht, dass wir uns bis dahin an etwas orientieren sollten, was eine fragile und nicht umsetzbare Fassade besitzt. Jedwede Form von Religion is nicht zukunftsfähig. Esoterik hat ein Haltbarkeitsdatum, gemessen am technischen Fortschritt. Momentane Glaubenssätze, wie das uneingeschränkte und neive Vertrauen in Politik oder Wirtschaft, egal wie blödsinnig sie sind, fundieren auf dem Schein der Plasibilität. Menschen vertrauen gerne dem, was ihnen den Anschein vermittelt richtig zu sein. In einer hochtechnisierten Gesellschaft, vertrauen Menschen eher einem Ökonomen, auch wenn Sie nur 1% davon verstehen. Ergänzt wird das durch die Möglichkeit, sich völlig von Politik oder anderen Überzeugungen fernzuhalten, Stichwort Individualismus und Ignoranz; in diesem Fall ist Heidi Klumm ein besserer Priester und Sinnstifter. Früher, in den Hochzeiten vom Christentum war das nicht möglich und entgegen Ihrer Behauptungen, war Glaube und der Dienst daran sehr wohl mit materialistischen Vorzügen verbunden, wenn auch nachgeschaltet, zusammen mit der instinktiven Suche nach kollektiver Sicherheit. Was aber viel stärker war, war die Angst vor göttlicher und irdischer Bestrafung bei Nichtbefolgung. Scharia made in Europe, wenn man so will. Religion und dessen Ernsthafte Ausübung, wenn man die Wahlentscheidung hat, bedarf einer speziellen Sorte Mensch. Leider ist nicht jeder gleich.

    Viertens. Sie nehmen an, dass Loyalität, Zusammenhalt, Dienst, Kultur oder andere Kategorien vorwiegend durch einen Religiösen Deckel gehalten werden können. Wie am Beispiel von Bosnien angeschnitten, ist das selbstverständlich nicht der Fall. Ich habe nicht vor, wieder in wissenschaftliche Ergüsse aus allen Richtungen abzugleiten, aber stellen Sie sich doch einmal die Frage was Leute wie Meyer hier hin verschlagen hat. Schauen Sie sich im Internet um. Es sind stets Menschen, die nicht nur einen scharfen Verstand haben, sondern auch den Willen Dinge zu erkennen, die im “Westen” falsch laufen. Zu hinterfragen, zu analysieren und auch den eigenen Scheinehund zu besiegen. All das, während Christen — wenn Sie nicht gerade damit beschäftigt sind, Flüchtlinge in den Kirchen dominomäßig zu stapeln — zu gerne, typisch reaktionär, auf Demos wie in Stuttgart gegen die Sexualisierung des Unterrichts gehen, obwohl sie nicht den blassesten Schimmer haben, woher das auf einmal kommt oder in welchem Zusammenhang die Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stehen. Die säkularisierte Variante von kollektiver Verblödung war PEGIDA. Das sind ebenfalls Ihre erwähnten und am Selbstzweck orientierten Opportunisten, denen das Feuer unter dem Hintern zu ungemütlich wurde, nach Jahrzehntelangen Urlaubsreisen nach Mallorca, RTL, Biersaufen und natürlich dem Kreuzchen an der immer gleichen Stelle beim vierjährigen Volkskarneval.

    Ich will Ihnen und Ihrer Spiritualität keinesfalls zu nahe treten, aber ehe ich mich mit zehn bibeltreuen Christen über Verfallserscheinungen unterhalte, verübe ich mit Hilfe von Meyer’s Magerquark-Diät Selbstmord.

    P.S.: Wie können Sie Jünger’s Konvertierung im Lebensabend auch nur einen Deut Substanz beimessen? Das ist nichts weiter als eine spirituelle Teilkaskoversicherung. Für mich steht zumindest fest: ich trete im Sterbebett zu 10 Glaubensrichtungen über, falls sich die restlichen neun als Unfug herausstellen sollten. (Vollkasko – wenn schon, denn schon.)

    @Monalisa

    Mit diesen Kommentaren, besonders wie mit dem ersten Satz vom 17., stärken Sie die Meinung, dass das Frauenwahlrecht noch vor dem Einschlag eines alles vernichtenden Asteroiden, auf der Liste der größten Gefahren für die Menscchheit steht. Wenigstens haben Asteroiden keinen Anspruch auf Vernichtung durch eine festgesetzte Quote. Das ist nichteinmal zynisch gemeint. PEACE!

  27. Waldgänger schreibt:

    @ PE

    Stimme Ihrem Beitrag von 20.43 Uhr vollkommen zu.
    Nein, ich sehe keine Grundlage für eine Renaissance des christlichen Glaubens.
    Leider.

    Entscheidend dafür ist auch, dass das Christentum für die heute Mächtigen zu einem Ärgernis geworden ist. Es verhindert den vollständigen Triumph eines materialistischen Nihilismus, indem es gewisse ökonomisch profitable Neuerungen verlangsamt oder gar blockiert.
    Im Gegensatz zur Antike ist aber die Faszination für die Massen weggefallen.

    Allerdings – und da stimme ich Jünger und Ihnen zu – birgt der christliche Glaube (inbesondere in Form der Orthodoxie und des Katholizismus) für uns Einzelne(!) etwas Wertvolles.
    Das ist zwar weniger als nötig, aber doch immerhin etwas.

    Außerdem ist die katholische Kirche, ist der Vatikan mit seiner 2000jährigen Geschichte nichts, was innerhalb von Jahren oder Jahrzehnten kaputt geht.
    Daran kann sich begründete Hoffnung heften.

  28. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Waldgänger
    Vielleicht ist es ohnehin schon zu spät für eine Renaissance. Sehen Sie eine naheliegende Grundlage dafür? So etwas käme ja nicht aus dem Nichts, sondern müsste innerhalb weniger Jahre viele Millionen Menschen auf Grundlage eines kulturellen Gegenentwurfs vereinen. Innerhalb der Rechten sehe ich hier fast nur Ruinen früherer Utopien und Fragmente möglicher neuer Utopien, die Jahrzehnte brauchen würden, um daraus einen Gegenentwurf zu schaffen, der dann doch nicht die Substanz dessen hätte, was vor dem Bruch durch die Moderne über Jahrhunderte gewachsen war.
    Die Gelegenheit zum Aufbau solcher Gegenentwürfe wird aber davon abgesehen kaum geben, weil jeder davon bereits im Frühstadium mit den bekannten Methoden in eine Nische gedrängt werden wird, aus der er niemals herauskommen wird. Traditionelle christliche Entwürfe stehen zwar auch unter Beschuss, aber es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis ihre Anhänger ähnlichem Druck ausgesetzt sind wie heute bereits die Vertreter anderer Gegenkulturen. Hier gibt es noch Räume, in denen sich Strukturen aufbauen können, ohne direkt zerschlagen zu werden.
    Meine persönliche Vermutung (die nicht von allen im direkten Umfeld geteilt wird) ist, dass es so geschehen wird wie Jean Raspail in seinem Text über “Isolate” beschrieben hat. In 50 Jahren wird es wohl noch einige wenige relativ vitale Inseln des europäischen Erbes in einem Meer von Fremden und der erwähnten “letzten Menschen” geben. Die Idee einer Renaissance eines christlichen Abendlandes ist vermutlich illusorisch, wie Sie schreiben, aber das christliche Erbe hat schon schwierigere Zeiten erlebt als das, was in den nächsten Jahrzehnten bevorsteht. Es erscheint mir eine vertrauenswürdigere Grundlage zu sein als alle alternativen Konzepte die mir begegnet sind, auch weil es wahre Schätze an bereits erprobten kulturellen Beständen birgt, die sich in schwersten Zeiten schon bewährt haben. Auf die soll hier auf eine Art und Weise angeknüpft werden, die nicht auf Gegnerschaft zu anderen Grundlagen möglicher künftiger Isolate angelegt sein soll. Wer weiß schon, was sich langfristig doch noch an Perspektiven ergeben kann.

  29. Richard schreibt:

    @PE:
    Ich bin mir fast sicher, dass sogar Devlin selbst Christ ist. Solche Leute treten dann aber meiner Meinung nach nicht wegen ihres Christentums für die Interessen ihres Volkes ein, sondern trotz ihres Christentums.

    Zu Fr. Shalit:
    Judentum, Christentum und Islam (in dieser Reihenfolge) sind nicht unsere Freunde.
    Es mag aber einzelne Juden, Christen und Moslems geben, die das sind.

    Für mich zählt aber nicht das Individuum, sondern die Gruppe:
    https://ahnenreihe.wordpress.com/2015/03/24/die-notwendigkeit-des-gruppendenkens/

    @Exmeyer:
    Genauso ist es.

  30. Monalisa schreibt:

    Ich kann ihre Gefühlslage ja verstehen, Exmeyer, aber die Gefahr einer Spaltung (bei all den Gräben, die es eh schon gibt) sehe ich einfach nicht. Weder wird die Rückbesinnung auf den Katholizismus zur Massenbewegung werden, noch steht Rom kurz davor deutsche Innen- oder Außenpolitik zu bestimmen. Das war einmal.

    Und wenn sich nun eine einzelne Person wie etwa Thomas Schmidt in diese Richtung bewegt, dieses dann über ach so zwingende Argumente zu “widerlegen” ist schon ein merkwürdiger und vor allem humorloser Ansatz. Erinnert beinah an Stürzenberger, der den Moslems den Koran ausreden will.

    Mein Vater ist Rheinländer, meine Mutter eine pietistisch-sudentendeutsche Mischung, daher habe ich vielleicht gut reden. Ich wüsste nicht, was ich Ihnen raten soll. Wir sind jedenfalls alle Gott unseren Dienst schuldig und irgendwann müssen wir uns dann auch mal entscheiden wie wir dem nachkommen. Wie erweisen Sie ihrem Schöpfer die Ehre, konkret, im Alltag?

    Als erwachsener Mensch kann ma ja nicht ewig vor diesen Fragen davonlaufen.

  31. Waldgänger schreibt:

    Ehrlich gesagt halte ich das Thema “Christentum als Mittel gegen Verfalls- und Auflösungserscheinungen” für wenig nützlich.
    Und ich schreibe das als jemand, der individuell sehr wohl mit dem Katholizismus sympathisiert!

    Zwar mag es durchaus Einzelnen oder auch kleinen elitären Gruppierungen gelingen, auf diese Weise eine bessere Verwurzelung und Stärkung zu erreichen, doch ist es völlig illusorisch zu glauben, dass eine Renaissance christlicher Vorstellungen in den hedonistisch-nihistisch geprägten europäischen Ländern möglich sei. Und nur dies würde uns voran bringen.
    Es handelt sich also im besten Fall um ein Mittel zur geistigen Festigung einer kleinen bewussten Minderheit.

    Die Gesellschaft als Ganzes lässt sich hierdurch kaum verändern oder gar festigen.
    Dafür ist einerseits der geistig-kulturelle Verfallsprozess hin zum materialistischen Hedonisten, zum “letzten Menschen” schon zu weit vorangeschritten und ist die theologische Essenz des Christentums andererseits in sich zu schwierig, ja unlogisch und zu antiquiert als dass sie Reiz und Anziehungskraft für viele entfalten könnte.
    Hinzu kommt, dass die politische Rückendeckung weggefallen ist. Vergessen wir nicht, dass auch um 1900 das Christentum nur noch durch massive staatliche Hilfe seine Stellung halten konnte.
    Nun ist diese Hilfe immer mehr im Schwinden.

  32. Exmeyer schreibt:

    @ Richard:

    Ich vermute, daß diejenigen, die den katholischen Weg nicht gehen können oder wollen, sich gemeinsam einen alternativen Weg erarbeiten müssen. Nicht-öffentlich.

  33. Exmeyer schreibt:

    Sehr geehrte PE-Redaktion, zur Klarstellung folgendes:

    1. Ich kann nicht eindeutig und klar formulieren, daß das Christentum keine Vorteile bietet, noch daß es die Wurzel des Abstieges ist, sicher nicht der alleinige. Nein! Sonst wäre – zumindest der alte Protestantismus – nicht Gegenstand alliierter Zerstörung und Zersetzung gewesen, und der Katholizismus nicht Dauerziel der NYT.

    2. Ich behaupte hingegen, daß das Christentum nicht zur Wiedererstarkung ausreicht.
    a) Katholizismus ohne Rom ist kaum denkbar. Zu Rom ist alles gesagt. Antideutsch.
    b) Universalismus.
    c) Unschuldige Schuld. Auf diesem Klavier spielt nicht nur Bach, sondern auch die gesamte Zersetzungsindustrie der letzten 200 Jahre. Nur christlich geprägte Völker werden mit dem Schuldspiel Schachmatt gesetzt. Schuld muß weg! (Mitgefühl im Gegensatz zur Schuld: Ist eine Regung wie Angst oder Euphorie. Die hat man zu beherrschen und sich nicht von ihnen beherrschen zu lassen!)
    d) Gerade der Katholizismus ist tiefpazifistisch. Das verstärkt zu den bereits bestehenden und vor allem den kommenden Herausforderungen nicht den nötigen Kampfgeist. Es mag ihn durch theologische Umwege vielleicht auch nicht schwächen. Aber reicht das bißchen In-den-Griff-gekriegten-Pazifismus um ein, naja, Bellizist zu werden?

    3. Ich formuliere statt dessen:
    a) Wir brauchen stärkeren Trank!
    b) Einigkeit als das einzige Prinzip der Stärke der Aufrechten wird damit sehenden Auges und sehr frühzeitig durch Entzweiung oder schlimmer, “Zersetzung” in drei, vier Parteien, ersetzt.
    Wie versöhnlich werden sich die Parteien gegenüberstehen? Ist dieser Bruch nicht der Hebel für fremde Kräfte, die Teilung zu vertiefen – und zu herrschen. Wie bis 1871?

    @Monalisa:
    Ich BIN Protestant. Wenn auch kein Christ ( – mehr, damit habe ich lange gerungen). Protestantismus. Es handelt sich um meine DNA. Identität. Seit der Reformation. Alle. Ich bin von protestantischer RASSE, ABSTAMMUNG. – Würde man mich fragen, welche Identität ich höher einschätze, die deutsche oder die protestantische, ich könnte nicht leicht antworten. Wie soll ich jemals etwas Gegenteiliges werden? Daß ein Rheinländer zum Katholizismus findet, finde ich überhaupt nicht schlimm, 2nd best, sozusagen. Dort ist man ja katholisch, besitzt eine katholische DNA. Immerhin! Aber! Ich nicht. Es ist mir sehr FREMD.

    _______________________________
    Also, ist das DIE Lösung? Meine Interpretation: Es ist der Grashalm.

    Wenn man also eine Lösung im Rahmen der Konfessionsspaltung anstrebt nimmt, man die Vielteilung der Anständigen-Bewegung in Kauf, nein fördert sie, und damit verurschat man deren substanzielle Schwächung. Die Anzahl der eigenen Kinder ist nämlich nur ein Faktor. Einer von zweien! Der andere ist die Wehrhaftigkeit. Wehrhaftigkeit entsteht zu einem Teil aus Pflicht. Zum anderem: Aus innerem WILLEN. Fast will ich sagen: Freude.
    Jaja, der letzte Ritter war auch katholisch, ich weiß. Aber in gänzlich anderer Zeit. Solche Männer gibt es nicht mehr … Der heutige Mindermann braucht extrinsischen Antrieb! Wir brauchen eine Religion, die solche Männer hilft zu erzeugen, nicht sie ob ihrer überschwänglichen Kraft zügelt!

    Mit der Idee einer christlichen Renaissance ging ich vor etwa zehn Jahren um. Der Protestantismus ist erfolgreich zersetzt, der Katholizismus, da wo es ihn noch gibt, ein zweischneidiges Schwert – wegen Rom und der entwickelten Theologie.

  34. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Monalisa
    Der Kommentar von A. Rebenow hat schon das Entscheidende dazu gesagt, auch wenn es nicht seine Worte waren: “Suchet, so werdet ihr finden.”
    Im vergangenen Jahr haben sich einige der hier mitwirkenden Personen (wenn auch nicht alle) jeweils auf ihre Weise und relativ unabhängig voneinander mit der Frage beschäftigt, was man vom Christentum lernen kann, ohne in seinem Sinne gläubig zu sein. Als man sich nach einiger Zeit darüber austauschte, war es sehr beeindruckend zu erfahren, daß der Gegenstand der Betrachtung zwischenzeitlich größere Wirkung auf die Betrachtenden hatte als umgekehrt. “Suchet, so werdet ihr finden” hat sich somit selbst gegenüber Personen, die dem Christentum zuvor zwischen Gleichgültigkeit bis Ablehnung gegenüberstanden, nicht als leeres Versprechen herausgestellt. Ich selbst habe die meisten der hier gerade gegen den katholischen Glauben vorgebrachten Einwände bis vor wenigen Monaten geteilt, und habe deshalb großes Verständnis für diese Einwände. Rückblickend würde ich jedem Kritiker empfehlen, der im Christentum die Wurzel von Verfall und Dekandenz sieht, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie es das europäische Christentum über rund fünfzehn Jahrhunderte geschafft hat, europäische Identität zu definieren und zu verteidigen, und was die dagegen in Stellung gebrachten Weltanschauungen im Vergleich dazu geleistet haben.
    Das gilt ausdrücklich auch für die von Lesern wie Richard vorgebrachten Gegenentwürfe, die trotz aller Versuche, Alternativen zur christlichen Kultur zu entwickeln, wieder bei einem traditionell christlichen Ethos angekommen sind, auch wenn sie es nicht so nennen wollen. Die inhaltlich sehr hochwertige Reihe “Die sexuelle Utopie an der Macht” (auf die hier gerne verwiesen wird: https://ahnenreihe.wordpress.com/2015/06/28/die-sexuelle-utopie-an-der-macht-14/comment-page-1/) beruft sich übrigens ausgerechnet auf Bücher wie “A Return to Modesty” der Autorin Wendy Shalit, die im Sinne des traditionellen christlichen Ethos argumentiert, und eine nähere Überprüfung ihrer Abstammung könnte den geschätzten Leser Richard ggf. zu einer Relativierung gewisser Standpunkte bewegen, aber das nur am Rande.

  35. Monalisa schreibt:

    Meine Güte, diese verbohrten und rechthaberischen Reaktionen auf den Katholizismus sind ja sowas von angestaubt. Vielleicht ist die Welt doch ein bisschen mehr und das Leben vielschichtiger als “Rassekampf”. Gnade, glauben zu können…

    Gerade der Katholizismus ist doch fähig zu echter Wertschätzung was heidnische Tugenden und heidnischen Gemeinschaftssin anbelangt. Sein Handeln anhand eines Ehrenkodexes auszurichten ist mir doch wesentlich näher als plump triebhaft unterwegs zu sein. Einerlei, “nordische Protestanten” sollten vor der eigenen Türe kehren und mal erklären was denn ihre gottgegebene Schuldigkeit sei. Welchen Altar wollen sie denn aufrichten, wo und mit wem?

    Die katholische Kirche hat immerhin vitale und wachsende traditionelle Gemeinschaften, die nichts auf den Zeitgeist geben. Ist wiederum auch zu schwach, um irgendjemanden abzuschrecken oder die Rechte zu spalten. Diese Gefahr sehe ich so nicht. Überhaupt der Vorwurf des Spaltertums von reformierter Seite aus…

    Und ja, das Heilige kann sich auch über hässliche alte Männlein im Beichtstuhl vermitteln, wieso denn nicht? Druiden waren sicher auch nicht nur blonde Siegfrieds.

    Nunja, für Weiteres sollte man wohl Lichtmesz’ opus magnum gelesen haben.

    Trotzdem viel Glück denen, die meinen einen nationalen Protestantismus oder gar Walhalla in den Seelen wiederbeleben zu können. Peace!

  36. Exmeyer schreibt:

    Unabhängig von meinen Einwänden, bin ich äußerst gespannt, auf das, was da kommen wird.
    Und unabhängig davon, daß für mich (und wahrscheinlich viele) der Weg nicht gangbar ist, mag doch es doch zu mehr dienen, als zu einem Ideensteinbruch. Für Thomas kann man bereits dankbar sein.

    Im Übrigen wäre nichts interessanter als die Realität, also den im Artikel angesprochenen Einzelfall, zu betrachten. Alleine es ist zu vermuten, daß dies nicht vollständig möglich sein wird?

  37. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Hartwig
    Entstanden ist das alles hier ja ursprünglich aus dem Versuch zu verstehen, was die eigene ethnokulturelle Kontinuität bedroht, und der Suche nach einem Beitrag, den man diesbezüglich sinnvollerweise leisten kann. Alle Überlegungen waren schon weit fortgeschritten, und es ging ca. Anfang 2014 vor allem noch um die äußere Form des Vorhabens. Es ist ja nicht damit getan, einen Verein aufzumachen und zu erklären, dass dieser die eigene Kultur vor der Auflösung retten soll. Man sieht es bei PEGIDA: Hier kam man nicht darüber hinaus, ein vages (wenn auch berechtigtes) Unwohlsein über bestimmte Fehlentwicklungen vorzubringen, was jedoch ins Leere ging, weil man das Abendland, in dessen Namen man handelte, selbst in vielen Fällen nicht mehr repräsentierte. So anerkennenswert PEGIDA in mancher Hinsicht auch ist, aber hier wurde sichtbar, dass die Auflösung bereits soweit fortgeschritten ist, dass es nicht einmal mehr ein geteiltes kulturelles Gegenbild gab, dass man der Auflösung glaubwürdig gegenüber stellen konnte, und das sich nicht erst in allen Einzelheiten neu definieren hätte müssen. Hier begannen die Differenzen, und der daraus geborene Lösungsansatz soll noch vorgestellt werden. Er wird mit Sicherheit weitere Differenzen nach sich ziehen, aber das würde jeder kulturelle Bezug.
    Es gibt den einen, in sich vollkommen schlüssigen, alle Kräfte potentiell vereinenden und intakt gebliebenen Gegenentwurf schlicht und einfach nicht. Wir haben uns so gut wie alles angeschaut was noch unterwegs ist. Wer einen solchen Ansatz benennen kann möge dies tun, aber letztlich müssen den gewählten Ansatz diejenigen verantworten können, die ihn umsetzen.
    Da dieser Ansatz vollkommen losgelöst vom “Projekt Ernstfall” umgesetzt werden wird, besteht immerhin noch die Möglichkeit, verschiedene Ansätze zu diskutieren und zu prüfen.

  38. Hartwig schreibt:

    @PE
    Freut mich, dass es hier weitergeht.
    Mit Ihrer Erwähnung “sehr robuster Strömungen innerhalb des katholischen Glaubens” haben Sie nach nunmehr langer Pause eine Richtung angedeutet: a)Religion, b)Christentum, c)Katholizismus.
    Während sich die einen schon an a) stoßen werden, können andere erst bei c) nicht mehr folgen.
    In den vorausgegangenen Debatten wurden die Themen Glaube, Religion und Konfession zur Genüge besprochen.
    Daher überrascht mich Ihre Ausdifferenzierung bis zur Konfession.
    Ich gehe davon aus, dass Sie in den vergangenen Monaten intensiv am Thema gearbeitet haben und Gründe für Ihre Festlegung haben – und vortragen werden.
    Ist es denn eine Festlegung?

  39. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Richard
    Das Glaubensthema hat in der Tat enormen Spaltungspotential und gleichzeitig kaum Perspektiven, dass man hier auf argumentativem Wege weiterkommt, weil es eben nur bedingt auf rationalen Erwägungen beruht.
    Was eine Diskussion hingegen weiterbringen kann, ist die Wahrnehmung des der christlichen Tradition als über lange Zeiträume bewährter weltanschaulicher Grundlage von an der ethnokulturellen Kontinuität Europas orientierten Bestrebungen . Ich war bzgl. der Kritik daran noch vor einem Jahr ähnlich eingestellt, weil die problematischen Erscheinungen im Christentum der Gegenwart tatsächlich sehr präsent sind, und weil große Teile der Kritik insbesondere am Katholizismus diesen ganz mit diesen Erscheinungen identifizieren und mein Bild sich daraus speiste.
    Aber auch wenn die vorgebrachte Kritik an diesen Erscheinungen zutrifft, so stellen diese doch Abweichungen dar. Die katholische Tradition wird wegen ihrer Identifikation mit den Abweichungen seitens ihrer Kritiker und seitens der für ihren Verfalls Verantwortlichen deutlich unterschätzt. Hier nur als ein Beispiel Thomas von Aquin als den zentralen Philosophen des Katholizismus, dessen Denken über Jahrhunderte maßgeblich war und in vieler Hinsicht immer noch ist:

    Also nach Gott ist der Mensch am meisten Schuldner den Eltern und dem Vaterlande. Wie somit es zur Gottesverehrung gehört, an erster Stelle Gott einen Kult darzubringen; so geht es die Hingebung oder Pietät an, an zweiter Stelle die Eltern und das Vaterland zu ehren. In der den Eltern erwiesenen Ehre ist nun eingeschlossen die den blutsverwandten gegenüber; denn blutsverwandt sind eben Personen deshalb, weil sie von den nämlichen Eltern abstammen. (8 Ethic. 12.) Und in der dem Vaterlande erwiesenen Hingebung ist eingeschlossen die allen Mitbürgern gegenüber und allen Freunden des Vaterlandes. Auf diese Personen also erstreckt sich vor Allem die Hingebung.

    Das ist keine vergessene Einzelmeinung, sondern offizielle Lehre, auch wenn manch Vertreter der Kirche in Deutschland sie ignoriert. Papst Johannes Paul II. hat diese Lehre so erklärt:

    Die Geschichte der Menschheit geht seit ihrem Beginn – und so wird es immer sein – durch die Familie. Der Mensch tritt in sie ein durch die Geburt, die er den Eltern verdankt, dem Vater und der Mutter, um dann im geeigneten Augenblick diesen ersten Lebenskreis und Hort der Liebe zu “verlassen” und zu einem neuen überzugehen. Indem ihr “Vater und Mutter verläßt”, nimmt jeder von euch sie zugleich mit sich und übernimmt das vielfältige Erbe, das in ihnen und in ihrer Familie seinen unmittelbaren Anfang und seine Quelle hat. Das bedeutet, daß jeder von euch, der “verläßt”, doch auch “bleibt”: Das Erbe, das er übernimmt, verbindet ihn fest mit denen, die es ihm übertragen haben und denen er soviel verdankt. Er seinerseits – er und sie – wird fortfahren, dieses Erbe weiterzugeben. Deshalb besitzt auch das vierte der Zehn Gebote eine so große Bedeutung: “Ehre deinen Vater und deine Mutter” (Ex 20,12; Dt 5,16; Mt 15,4). Es handelt sich hier vor allem um das Erbe des Menschseins und dann auch um das Menschsein in einer näher bestimmten persönlichen und sozialen Situation. … Ein solcher Rahmen ist wenigstens ein Stamm, meistens aber ein Volk oder die Nation, in der ihr geboren seid. So erweitert sich das Erbe aus der Familie. Durch die Erziehung in eurer Familie nehmt ihr an einer bestimmten Kultur und auch an der Geschichte eures Volkes oder eurer Nation teil. Das familiäre Band bedeutet zugleich die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, die größer ist als die Familie, woraus sich eine weitere Basis für die Identität der Person ergibt.

    Ja, es gibt dekadente Strömungen im Christentum, die etwa behaupten, dass eine Ehe etwas anderes ist als die auf Nachkommen angelegte dauerhafte Verbindung von Mann und Frau, oder das Völker zur Schaffung einer besseren Welt aufzulösen seien. Nirgendwo aber verlangen oder rechtfertigen christliche Religion und Tradition tatsächlich die Zerstörung der Familie oder die Aufgabe der eigenen Nation, des Volkes oder anderer auf Abstammung beruhender Gemeinschaft; im Gegenteil: Sie bekräftigen ihren Wert durch die Verankerung im Transzendenten und betrachten sie als wertvollen und schützenswerten Teil einer guten Ordnung, die mit der Familie beginnt, und haben in diesem Zusammenhang eine zweitausendjährige Tradition geschaffen, die von der Geschichte Europas gar nicht mehr zu trennen ist. Das ist noch keiner aus rationalen Erwägungen oder politischen Nutzenerwägungen geschaffenen Religion gelungen, und warum sollte man nocheinmal versuchen was schon so oft gescheitert ist, wenn man schon eine im Kern gute Tradition vorliegen hat, die den ganzen europäischen Kulturraum (wenn auch in unterschiedlichem Maße) verbindet? Zumal diese anderen religiösen Ansätze erklärtermaßen vor allem zerstören wollen, was von dieser Tradition noch übrig ist, ohne dabei irgendeine realistische Perspektive zu besitzen, etwas an ihre Stelle zu setzen?
    Die Vorstellung der Welt als “Schlachtfeld konkurrierender biologischer Gruppe” ist davon abgesehen tatsächlich nicht Teil dieser Tradition, hat sich aber auch nicht gerade bewährt, wenn man sie an ihrem praktischen Beitrag zur ethnokulturellen Kontinuität Deutschlands und Europas misst.

  40. Richard schreibt:

    Edelmann:
    Wir können jetzt verschiedene Bibelstellen zitieren, die Deine und meine Sicht auf das Christentum stützen, aber das geht doch an der grundsätzlichen Frage vorbei.
    Hier ist unsere Auseinandersetzung mit der christlichen Ethik und die eingangs erwähnten Bibelstellen:
    https://ahnenreihe.wordpress.com/2014/06/30/elemente-der-christlichen-ethik/

    Schauen wir uns aber lieber an, wie Europa mit dem Christentum in den letzten 2000 Jahren gefahren ist. PE, Du sagst, “Christen verteidigen Europa”, ich aber sage lieber, Europäer verteidigen Europa:
    http://thuleanperspective.com/2014/07/11/christians-defending-europe/

    Das Christentum ist universalistisch: Nie bot es den europäischen Völkern ein Narrativ oder einen Mythos, der ihnen ihr Überleben versprach oder den Fortbestand ihrer Völker auch nur unter einen besonderen Schutz stellte. Ganz im Gegenteil, das Christentum war in den letzten 2000 Jahren ein gewaltiger Motor der Rassenmischung:

    – Juden etwa sind fremd in den Ländern Europas und stehen vor der Ausweisung? Kein Problem, sie mussten sich nur zum Christentum bekennen und wurden “Europäer”.
    – ich sagte, dass der Katholizismus weniger gefährlich sei als der Protestantismus, das hielt ihn aber nicht davon ab, die Ehen zwischen den spanischen und portugiesischen Eroberern mit den Indianerinnen und Negerinnen zu begrüßten.
    https://ahnenreihe.wordpress.com/2015/02/27/der-eine-ring-gold-uber-blut/

    Und so geht es weiter in der Geschichte…

    Gibt es am Christentum etwas Bewahrenswertes? Etwas, das uns einen Vorteil verschafft gegenüber anderen Religionen?
    Dass es zufälligerweise die Religion ist, die in Europa übrig geblieben ist, überzeugt mich nicht.
    Da kann man auch sagen, dass die Artgemeinschaft seit beinahe 100 Jahren in Deutschland den Menschen unserer Art eine religiöse Heimstatt gibt.
    http://www.asatru.de/nz/index.php

    Das aber nur als Antwort an Edelmann, ich würde grundsätzlich dafür plädieren, diesen Wiedereinstieg hier nicht allzu kontrovers werden zu lassen. Vielleicht können wir an weiteren Artikeln von PE etwas dichter an der Sache argumentieren.
    Es wurden ja von allen Seiten auch viele Links gepostet, für die ich mir jetzt auch erstmal Zeit nehmen will.

  41. Exmeyer schreibt:

    Das sieht nach einer Entscheidung aus.

    Anmerkungen
    1. Ich kenne einen kinderreichen Katholiken, strengläubig – in Form und Kultur, atheistisch der Überzeugung nach. Schluß: Form vor Glaubensinhalt. (Auch Klonovsky!)

    2. Durch meine preußische und norddeutsche Verwurzelung eine zutiefst antiRÖMISCHE Haltung. Rom war IMMER Feind. Von Karl dGr über Canossa bis zum CDU-Dualismus in Niedersachsen bspw. Rom ist Rom.

    3. Katholisch. Es gab nun auch in der germanischen Mythologie einen Hochglauben und Volksglauben. Dies ist auch im Katholizismus zu finden. Der protestantische Weg ist der konsequente Gang des Hochglaubens unter empirischer Zugrundelegung des Kernes: Das Evangelium.
    Was ist der Rest des Katholizismusses:
    – Gehorsam gegenüber Rom.
    – Reste und Verdrehungen alter Volksmystik.

    4. Ein Glauben, dessen Inhalte der Verstand gedrängt ist, abzulehnen hat bei überdurchschnittlichlich rational begfähigten Menschen, und dazu gehören die Deutschen zweifellos, wie auch die Skandinavier, seit dem Mittelalter keine Chance – MEHR. Die technologisch geprägte Welt verschärft dies.

    4a. Augustinus alleine ist der Beleg dafür.

    4b. Ob diese Beurteilung nun auch bei jedem weniger intelligenten Mensch paßt, kann man für sich beantworten. Kühle Analytik killt Religionsinhalte. Oder reformiert sie, bis sie wieder passen.

    4c. Die evangelische Kirche ist doch deswegen ein Teil des Zerstörungswerkes, weil sie nach 1945 als Träger des Militarismus ein erstes Ziel der Allierten war. NICHT DER KATHOLIZISMUS!
    Oder man kann so naiv sein, die “Bekennenden” als Eigengewächs im machtpolitischen Vakuum anzusehen. Ähnlich wie die “Widerständler” waren sie natürlich nicht denkbar, ohne verdeckte Unterstützung und Anschiebung aus dem feindlichen Ausland.

    5. Vergleichbar mit Marx halte ich die Entfremdung des Menschen von der äußeren und seiner veranlagten Natur für den Hauptansatzpunkt aller künstlichen und selbsteingeleiteten Zersetzungswirkungen. Eine Religion, die in Ihrem praktischen Wesen an dieser Entfremdung mitwirkt, ist demnach keine Lösung. Nochmal: der gesamte christliche Komplex ist auf einen kaum entfremdten, vitalen Menschen gestoßen. Alleine hat sie ihn nicht hingerichtet. Der heutige Edeka-abhängige Schlappschwanz wird durch keine Kirche der Welt muskulös und zeugt im Anschluß an seine Konversion zehn Kinderlein um diese im vierten Lebensjahr im Nahkampf zu trainieren.

    6. Viele Kinderlein sind r-Strategie. K-Strategie ist natürlich(!) nordischer. Nordisch und evangelisch sind wohl im Religiösen keine zwei Dinge. Wohl kaum Zufall. Wollen sie genetisch Nordischere südliche Strategien und Formen überzwingen? Gelingt nicht. Zumindest nicht bei allen. Nach der Mem-Theorie, die ich weitgehend teile, werden sie die Jahrhunderte alten Meme nicht einfach in ihr Gegenteil verdrehen können.

    Schluss: Der Katholizismus mag funktionieren im süd-westlichen Deutschland und Europa – auf dem Lande. Also für Katholiken. Gut. Für alle anderen muß eine andere Lösung her.
    Leider haben wir damit das TRENNENDE der deutschen Teile, mit dem alle unseren Feinde gearbeitet haben, wieder installiert. Es ist absehbar, daß beide Teile der Identitären/Aufrechten über Kurz oder Lang wieder gegeneinander stehen werden.

    Rechts/Links, Rechts/Konservativ, Ost/West, Nord/Süd, atheistisch/gläubig, und nun wieder katholisch/evangelisch. Kann man sich noch mehr zerlegen? Natürlich: Survival-katholisch vs. normal-katholisch, survival-katholisch vs. survival-nichtkatholisch.

    Männer (oder die welche sein wollen) benötigen eine Männerreligion. Die Kirchen sind voll mit Weibern.

    Das Ende der Entfremdung! Ist sogar wichtiger als aller Glaube. Was soll ein Städter verteidigen? Den Dreck?

  42. @Richard
    Als Denkanstoß kann meine Übersetzung des Faith and Heritage Artikels “Eine biblische Verteidigung des Volkstums” dienen.
    “Die Frage, die wir uns, als strenggläubige Christen, fragen müssen, ist, wie benutzt die Heilige Schrift den Begriff Nation? Welche Art der Nation befürwortet die Heilige Schrift? Befürwortet die Heilige Schrift eine traditionelles Verständnis der Nation? Oder befürwortet sie die Idee einer Willensnation, wobei der gemeinsame Wille der christliche Glaube ist? Mein Ziel ist es zu zeigen, dass die Heilige Schrift in der Tat für das traditionelle Verständnis einer Nation als eine Abstammungsgemeinschaft eintritt, also als eine Population von Menschen, die eine gemeinsame Abstammung teilen.”
    https://katholischeredelmann.wordpress.com/2015/06/23/eine-biblische-verteidigung-des-volkstums/

  43. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Richard
    Auch darauf soll noch im Detail eingegangen werden. Leider stirbt das Christentum sowie alle kulturelle und biologische Substanz Europas, aber es ist m.E. noch genug übrig, um die Hoffnung nicht aufzugeben. In den vergangenen Monaten bestand die Gelegenheit, sich einiges von der verbliebenen Substanz näher anzuschauen, und die Ergebnisse waren teilweise ermutigend. Was da noch vorhanden ist, wird die dekadenten Strömungen, die das öffentliche Bild prägen, auf jeden Fall überleben. In 50 oder 100 Jahren wird dieser intakte Kern zu den Kräften gehoren, die das, was dann noch von Europa übrig sein wird, prägen. Es wird bestimmt nicht die einzige Kraft sein, aber irgendwann muss man sich entscheiden, welche Richtung man einschlägt.
    Vielleicht gelingt es in dem Zusammenhang ja, etwas von den aktuell leider tatsächlich oft schwach ausgeprägten vitaleren und männlicheren Impulsen zu erneuern, die im europäischen Christentum über Jahrhunderte sehr präsent waren. Selbst die alternativen Religionsentwürfe, die man aus diversen europäischen Traditionen zu formen versuchte, mussten darauf Bezug nehmen, weil sie an anderer Stelle nichts besseres fanden.

  44. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Exmeyer
    Die von Ihnen vorgetragenen Einwände habe mich und andere nun über ein Jahr lang beschäftigt. Ich werde darauf noch ausführlich eingehen.
    Leider gibt es aber gegen jeden nur denkbaren Ansatz überwältigende Einwände. In absehbarer Zeit wird einer davon an anderer Stelle und ohne erkennbaren Bezug auf das “Projekt Ernstfall” umgesetzt werden, und bis dahin sollen in den nächsten Monaten die Grundgedanken dargelegt und zur Diskussion gestellt werden.

  45. Richard schreibt:

    Danke für die ausführliche Antwort.
    Ich kann das nachvollziehen, bin aber anderer Meinung.

    Der Katholizismus ist das germanische Christentum und für unser Überleben sicher nicht so gefährlich wie der Protestantismus oder das heutzutage vorherrschende säkularisierte Christentum, d.h. die linke Ideologie:

    “Der mittelalterliche Katholizismus war gut austariert und angereichert mit römischen und griechischen Elementen. Die explosive und revolutionäre Botschaft der Evangelien war sicher vor der Öffentlichkeit verwahrt. Geändert wurde das erst durch die protestantische Reformation. Das Christentum wurde auf seinen hebräischen Kern zurückgeführt, und damit wurde auch die explosive und revolutionäre Botschaft der Evangelien freigesetzt. Dieser Prozess wurde von den Puritanern und den Quäkern, die den Atlantik überquerten und Amerika gründeten, fortgesetzt und zu seinem Ende geführt. Und das sind diejenigen Leute, die heute über unsere Zivilisation herrschen. Es gibt mannigfaltige Gründe dafür, warum das Christentum in seiner Spätphase zu einer säkularen Kultur führt.

    Das säkulare Christentum hat Gott und Christus über Bord geworfen, aber die christliche Ethik behalten (Umwertung aller Werte etc.). Und die christliche Ethik erlebt zurzeit ihren Höhepunkt im säkularen Christentum und gilt dort ohne Einschränkung. Mit Jesus als Teil der Gleichung wurden die christliche Ethik und die Evangelien ausbalanciert. Die Menschen wurden als unvollkommen angesehen und Jesus büßte dafür mit seinem Selbstopfer. Im säkularen Christentum muss jeder Mensch wie Jesus selbst sein und durch Selbstaufopferung die christliche Ethik verwirklichen – eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Als Höhepunkt dieser Entwicklung sind wir an einen Punkt gekommen, an dem wir, in Folge der industriellen Revolution und des Wohlstands, den sie für unsere Gesellschaften nach sich gezogen hat, alle gute Taten der christlichen Ethik schließlich dadurch verwirklichen können, indem wir ebendiesen Wohlstand mit den schwachen und armen Völkern aller Herren Länder teilen: Nahrung, Medizin und andere Hilfsmittel.

    So erzeugte die westlich-christliche Kultur die Bevölkerungsexplosion der Dritten Welt, die diese aus eigenen Kräften niemals selbst hätte verursachen können. Die christliche Ethik gibt vor, dass jedes einzelne Menschenleben nach Möglichkeit gerettet werden sollte. Vor der Einmischung des Westens starb mehr als die Hälfte der Kinder in den Ländern der Dritten Welt. Jetzt überleben praktisch alle und wir erleben eine Bevölkerungsexplosion. […] die christliche Ethik kann einfach nicht dabei zusehen, wenn die Hälfte der kleinen braunen Kinder stirbt (wie es ohne ein Eingreifen des Westens der Fall ist). Christen müssen ihnen helfen, ansonsten flippen sie aus. Sie können ihre Finger nicht davon lassen.”
    https://ahnenreihe.wordpress.com/2014/06/18/der-rote-riese-23/

    Ich bin zwar gespannt auf Eure weiteren Artikel, die vielleicht auch uns etwas Neues zum Christentum aufzeigen können, aber ich glaube nicht, dass meine hauptsächlichen Bedenken ausgeräumt werden können:

    1) Das, was wir Bewahrenswert und Nützlich, ja schön am Christentum finden, ist germanisch, nicht christlich.
    2) Man kann die Sprengkraft der Evangelien noch so fest im katholischen Ritual und Brauchtum einschnüren, aber sie bleibt trotzdem vorhanden – in der Bibel – und kann sich jederzeit Bahn brechen. Warum dieses Risiko eingehen?

    Noch dazu in einer Zeit, wo das Christentum sowieso stirbt. In den Kirchen sitzen nur noch Tattergreise und alte Weiber.
    Mit Mitteldeutschland ist ein beträchtlicher Teil unseres Landes bereits entchristianisiert und in den alten Bundesländern sind die meisten Menschen auch nur auf dem Papier Christen.
    Aber es hängt ja nicht an Zahlen! Auch Ihr wisst ja gut, dass wir nicht viele sein müssen, die den kommenden genetischen Flaschenhals überqueren.

  46. Exmeyer schreibt:

    Zweiter Ansatz. Sollte es tatsächlich zu einer kräftigen katholisierten Sammlung Identitärer kommen, um den zum Teil ganz profanen Nachteilen der realen multi-kriminellen Welt etwas entgegenzusetzen, wird man einen erheblichen Anteil nicht mitnehmen.
    – Die tief Areligiösen.
    – Diejenigen, die mit dem Christentum als Kern der realen Kirchen gebrochen haben, aber positiv-religiös veranlagt oder geprägt sind.

    Es benötigt, unabhängig ob das Christentum für einige ein gangbarer Weg ist, Ansätze für die restlichen Gruppen.
    Ich bezweifle, daß der Dienstethos für jeden alleine trägt. Vitalismus – geradezu lebender Antikatholizismus – wäre eine Alternative. Virtus (Mannhaftigkeit), Arete (Gesammtfähigkeit eines Mannes); Tugend bedeutet ursprünglich nichts anderes. (Die Scholasten verkehren dies ja direkt in ihr Gegenteil.)

    Zum Schluss die Frage: Die Katholische/Christliche Alternative angenommen, wie sie umsetzen? Praktisch? Wo treffe ich Gleichgesinnte und Glaubende? Man kann von mir ja nicht erwarten, im realen Leben mir die Multi-Kriminalität vom Leibe halten zu wollen, und mir gleichzeitig pastorales Dauergesülze über das Flüchtlingssein Maria, Josephs und des Jesukindes zuzuführen. Das erzeugt kognitive Dissonanz selbst bei einem Ratzinger, wenn er in den heterogenen Teilen Berlins lebte.

  47. Exmeyer schreibt:

    – Nehmen Sie das Mystische des Katholizismus und ich bin dabei. Nehmen Sie das katholisch-christliche und ich bin abgestoßen. Das kann die ganze Ratio, das notgedrungen Zweckmäßige, nicht überwinden. Dazu bin ich alleine schon der Form nach zu protestantisch.
    Zwei Dinge lassen mich Jünger nicht verehren: Dieser Wechsel und die Flucht aus der Fremdenlegion.

    – Jünger hat in Ermangelung eines Griffes im Granitfelsen nach dem einzig damals Vorhandenen gegriffen: einem Grasbüschel. – Frage, ob dieser Grasbüschel noch einer ist.

    – Das Mystische des Katholizismus funktioniert auch ohne Christentum und Rom, die protestantische Form auch.

    – Ich glaube mein Leben lang – naiv – an eine andere Sphäre. Als junges Kind mit konservativer evangelischer Erziehung kam ein Jesus in dieser Welt – rein intuitiv – nicht vor. Selbstverständlich ist “man” – unter Umständen – unsterblich: Wenn man daran glaubt.

    – Ich gebe statt dessen eine Alternative zu bedenken: Viele Menschen sind auf der Suche nach einer Alternativen Religion. Glauben – tun sie schon! Das ist angeboren. Unvermeidlich. Biologisch. Kein Krigervolk kann sich entwickeln ohne diesen festen Glauben – “eine juristische Sekunde vorher” – verinnerlicht zu haben. Fest verankert.

    – Keine real-existierende Religionsinstitution kann eine Form, eine taugliche Fassung für diesen bereits verankerten Grund- Glauben bieten. Wer in einer Releigionsgemeinschaft steckt, drin steckt mag sich die Reste schönsaufen, wer das nicht kann, wird den Weihrauch nicht aushalten. So rational wie Chlodewich mit den Franken als Verbündete, die Sachsen aus Niederlagen-Anpassung und später die Angel-Sachsen aus Machtkalkül das Christentum erwählt haben, so fliehe ich dem heute. Dauersuggestion HAT eine Wirkung – selbst auf starke Charakter.

    – Selbstverständlich gibt es nicht den geringsten naturwissenschaftlichen Hinweis auf irgendeine parallele Sphäre. Natürlich nicht. Glauben mag ein Gehirndefekt sein. Wer diesen Gehirndefekt wie ich besitzt, ist von meiner Sorte. Das ist ein Homogenitätskriterium.

    – Können Sie einen Haudegen dazu bewegen, Bachkantaten zu singen und einem Waschlappen im Ornat zu beichten oder Fürbitten zu sprechen? Niemals. Diese Kirchen segnen keine Kanonen mehr. Und wenn doch, dann die falschen.
    Aber alleine die kleine Chance, daß man von Altvorderen aus der anderen Welt beobachtet wird, läßt mich bereits gerade stehen.

    ___________________________
    Die analytische Ratio findet Rom seit halben Ewigkeiten auf der Seite der Feinde eines einigen und starken Deutschlands. Weiter trifft die implizite Autoagression nun nicht mehr auf einen unendlich vitalen Menschenschlag, sondern auf einen in jedem Sinne neutralisierten, zum Neutrum degenerierten.
    Mein inneres irrationales “Bauchgefühl” kann über eine katholische Hürde nicht springen.

    Das alles dürfte Grund genug sein. Aber der ausschlaggebende Grund ist noch anders gelegert: Eine Gemeinschaft “der Aufrechten” entsteht durch Abrgenzung: Nichtoffenheit in der “Offenen Gesellschaft”, Homogenität in der Diversität, Linie und Vorstellung in der Beliebigkeit der Umwelt, Ideal in der Welt des Konsums, Vitalität und Kraft, Identität und Zusammenhalt in der harten Welt des multiethnischen Kriminalismus. IDENTITÄT!
    Die Katholische Kirche mag eine Identität stiften. Mit Katholiken. Nur eine verschwindene Minderheit unter den Katholiken ist aufrecht identitär. Viele aufrecht identitäre sind nicht katholisch. Das Abstellen auf den Katholizismus wäre eine unnötiges Divide!, das nur noch schwächer macht.

    Zudem: Wie soll all das der Katholizismus befördern, der seinem Wesen nach IMMER das Gegenteil anstrebte? Weshalb sollte ich mich “verlogen” im Falle einer Konversion sogar formell mit diesem Gegenteil verbinden?

    Ich hoffe, daß der Katholizismus nicht das Ende einer Überlegung ist, sondern der Bezug auf dessen Anteil an Mystik deren Anfang darstellt. Dann sage ich: Jawoll! Ein Anküpfungspunkt ist gefunden.

    Anmerkung: Der Dienstethos über die Kirche hinaus ist lutherischer als der Thesenanschlag und ich möchte mal sagen: preußisch. Groß-Kurfürstlich, Soldatenköniglich, Altwilhelminisch.
    Der sola fide Luthers wäre ein anderer Ansatz: Dessen Reduktionen weiter fort zu betreiben. Vorteil: Äußerlich könnte man anknüpfen an die Tradition; man läßt das hinderliche Wüstenmärchen links liegen.

  48. Projekt Ernstfall schreibt:

    @Richard
    Es war klar, dass diese Änderung am schwierigsten zu vermitteln sein würde, und sie hat auch im direkten Umfeld für intensive Diskussionen und auch Zerwürfnisse gesorgt. Es wird dazu noch einen ausführlichen Beitrag geben, der u.a. auf die hier früher geteilten Bedenken gegenüber dem Christentum eingehen wird. Kurz gefasst vorab aus praktischer Sicht argumentiert: Dass es im Christentum durchaus taugliche Substanz gibt, hat es in der Praxis über sehr lange Zeiträume bewiesen, als auf seiner weltanschaulichen Grundlage die Verteidigung Europas u.a. gegen arabische, türkische, mongolische und magyrische Invasionsbewegungen erfolgreich geleistet wurde. Das nachrömische, heidnische Europa hätte das hingegen nicht leisten können, schon weil ihm offenbar jegliche Wahrnehmung einer Gemeinsamkeit europäischer Völker fehlte. Das Erbe der Strömungen des Christentums, die zu diesen Leistungen beigetragen haben, ist zwar in jüngerer Zeit in den Hintergrund getreten, aber es blickt auf eine längere Tradition zurück als die verfallsorientierten Strömungen, die in der Gegenwart dominieren. Es ist unabhängig vom eigenen Glauben wesentlich leichter, darauf zurückzugreifen, als eine neue europäische Religion zu entwerfen. Mit den entsprechenden Versuchen bin ich durchaus vertraut, und ich auf deren Umweg wurde ich erstmals darauf aufmerksam, wieviel von dem, was dort als indoeuropäische Glaubenstradition erkannt wurde, durch die Kirche des Mittelalters in das Christentum integriert wurde. Hier ist m.E. bereits alles vorhanden, was vom praktischen Standpunkt aus erforderlich ist, und was andere unter wesentlich günstigeren Bedingungen im 19. und frühen 20. Jahrhundert nicht neu schaffen konnten.
    Ich betone dabei, dass es mir nicht um eine bloße Nutzung christlicher Motive und Ideen für einen außerreligiösen Zweck geht, wobei dieser Gedanke anfänglich durchaus vorhanden war. Es geht auch nicht um eine Anknüpfung an obskure Kleinstgruppen innerhalb des Christentums, die sich dieses ihren politischen Bedürfnissen gemäß umgebaut haben, sondern es geht um sehr robuste Strömungen innerhalb des katholischen Glaubens, die sich nicht im Widerspruch zu den Erfordernissen des dauerhaften Bestandes der eigenen Gemeinschaft definieren oder gar kollektiven Selbstmord verlangen. Anders als manche robusteren Teile des Protestantismus bestreitet man dort nicht wesentliche biologische Tatsachen, und Völker und Nationen werden als schützenswerter Teil der natürlichen Ordnung der Welt verstanden.
    Die Welt wird dort zwar nicht als “Schlachtfeld konkurrierender biologischer Gruppen” gesehen”, aber diese Formulierung beschreibt das wesentliche Problem m.E. auch nicht zutreffend. Vielleicht wird Europa eines Tages zu so einem Schlachtfeld, was ich natürlich nicht hoffe, aber die Entwicklungen, die dahin führen, scheinen mir doch eher von größtenteils durch Personen und Akteure europäischer Abstammung verantwortet zu sein.

  49. A. Rebenow schreibt:

    “Suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.!” Sehr gut, der Artikel gibt Orientierung.

  50. Richard schreibt:

    Schön, wieder von Euch zu hören.

    So sehr ich Euch darin verstehe, dass wir einen religiösen Halt im (Über-)Leben brauchen, so kann ich nicht verstehen, dass man sich dafür das Christentum ausguckt:

    Auf dem Occidental Observer beantwortete Franklin Ryckaert in diesem Zusammenhang die folgende Frage:

    „Warum können wir kein Christentum haben, das mit irgendeiner Form von Rassenrealismus vereinbar ist?“

    Dies wäre in der Tat wünschenswert, insbesondere für das christliche Amerika. Bedauerlicherweise weist das Christentum Eigenschaften auf, die im krassen Gegensatz zu jenen Eigenschaften stehen, die eine „rassenrealistische“ Ideologie erfordert. Was sind diese Eigenschaften?

    1. Die materielle Welt als real anerkennen.
    2. In Kategorien biologischer Gruppen („Rassen“) denken.
    3. Die Menschenrassen als verschieden und ungleich betrachten.
    4. Die Welt als Schlachtfeld konkurrierender biologischer Gruppen sehen.
    5. In Kategorien des Überlebens und Gedeihens der eigenen biologischen Gruppe denken.
    6. Denken in langen Zeiträumen (Jahrhunderte, Jahrtausende).

    Die gegenteiligen Eigenschaften charakterisieren das Christentum. Nämlich:

    1. Anders als die indischen Religionen betrachtet das Christentum die materielle Welt nicht als Illusion („Maya“), von der man sich befreien muss. Es betrachtet die Welt als von Gott geschaffen, aber verdorben durch den Menschen. Dennoch ist es falsch in dieser „Welt des Sündenfalls“ nach weltlicher Verbesserung zu streben, solange sie nicht durch die „Auferstehung“, auf die es zu warten gilt, erlöst wird.

    2. Das Christentum denkt nicht in Kategorien von Gruppen, schon gar nicht von biologischen Gruppen, es denkt in Kategorien von Individuen, deren Seelen gerettet werden müssen.

    3. Menschenrassen mögen äußerlich verschieden sein, aber innerlich haben sie dieselben Seelen, denen die gleiche Erlösung widerfahren kann.

    4. Die Welt mag zwar als Schlachtfeld erscheinen, aber die Aufgabe des Menschen besteht nicht darin, die Schlacht zu gewinnen, sondern „Frieden auf Erden“ herbeizuführen.

    5. Moralisch ist nicht das, was für die eigene Gruppe gut ist, moralisch ist das Gegenteil: was gut für die anderen ist. Das Christentum ist deshalb die am stärksten auf die anderen ausgerichtete Ideologie, die man sich vorstellen kann.

    6. Zivilisationen entwickeln sich in Jahrhunderten, Rassen entwickeln sich in Jahrtausenden, aber das Christentum erwartet Christus‘ Wiederkehr, die das Ende der Geschichte bedeutet, „jeden Augenblick“.

    Wie Sie sehen, müsste ein unmögliches Kunststück vollbracht werden, um das Christentum in eine gruppenevolutionäre Strategie für Weiße zu verwandeln.

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