Seit einigen Jahren ist in der globalisierten Populärkultur die verstärkte Beschäfigung mit dem Zombiemotiv zu beobachten. Der diese Woche in die deutschen Kinos kommende Film World War Z dürfte das Thema auch in Deutschland bekannter machen.
Die Zombiewelle ist bemerkenswert, weil sie offenbar Ausdruck einer sehr konkreten Krisenahnung ist, deren ironischer Ausdruck einen tieferliegenden Ernst verbergen soll. Zombiefilme wie die TV-Serie The Walking Dead und Bücher wie World War Z und das Tagebuch der Apokalypse von J.L. Bourne zeichnen sich nämlich vor allem dadurch dadurch aus, daß in ihnen sehr detailliert auf praktische Fragen des Überlebens in einer feindlichen urbanen Umwelt eingegangen wird. Manche Zombie-Bücher sind regelrechte Anleitungen für den Bürgerkrieg und beschreiben ausführlich taktische Themen. Die fiktive Handlung findet dabei meist in einem (abgesehen von den Zombies) sehr realistisch anmutenden Bürgerkriegsumfeld statt, in dem sich kleine Gemeinschaften gegen feindselige Banden behaupten müssen.
In jenen Büchern und Filmen wird zudem ein sehr geringes Vertrauen in die Dauerhaftigkeit der modernen westlichen Zivilisation ausgedrückt. Man kann sogar eine gewisse Zivilisationsmündigkeit und die Hoffnung auf eine kulturellen Erneuerung erkennen, als dessen Voraussetzung der Zusammenbruch der alten Ordnung dargestellt wird. Insbesondere in „The Walking Dead“ leben die Protagonisten zwar ein sehr gefährliches und oft kurzes Leben, das aber von engen sozialen Bedingungen und dem Erfordernis geprägt ist, je nach Rolle männliche oder weibliche Tugenden zu entwickeln. Fast alle Charaktere entwickeln sich nach dem gesellschaftlichen Zusammenbruch positiv, und wer sich negativ entwickelt, wird von der neu entstandenen Gemeinschaft entweder ausgeschlossen oder bekämpft und in der Regel auch bezwungen. Spätestens hier gleitet die Zombiewelle zuweilen in romantische Vorstellungen vom Rückzug in intakte ländlichen Gemeinschaften ab, die mit realen Krisenbedingungen nur wenig zu tun haben. (ts)