Dienstethos: Park Jee Young und der Untergang der Sewol

Nach Krisen und Katastrophen tauchen häufig Meldungen über zuvor wenig in Erscheinung getretene Menschen auf, die unter hohen Risiken versuchten anderen zu helfen und dabei den Tod fanden, während andere, die ihrem Rang gemäß eigentlich besondere Verantwortung hätten übernehmen müssen, im Rang nur ein Privileg sahen und ihre eigenen Interessen in den Vordergrund stellten, aber überleben. Solche Meldungen gab es auch nach dem Untergang der Fähre Sewol vor der Küste Südkoreas. 

Ein junges weibliches Mitglied der Schiffsbesatzung, Park Jee Young, soll etwa einer der Meldungen nach bis zuletzt das Anlegen einer Schwimmweste mit der Begründung verweigert haben, daß noch nicht alle Passagiere von ihr eine Weste erhalten hätten. Young blieb offenbar bis zuletzt auf ihrem Posten und überlebte nicht, anders als der Kapitän des Schiffes, der als einer der Ersten das Schiff verlassen hatte.

Auch beim Untergang der Costa Concordia gab es Meldungen über solches Verhalten einzelner Personen, wobei bemerkt wurde, daß dieses aufgrund der kulturellen Entwicklung in westlichen Gesellschaften selten geworden seien. Der Kapitän des Schiffes Carpathia, unter dessen Leitung 1912 die Überlebenden des Untergangs der Titanic geborgen wurden, berichtete noch, daß beim Untergang hundertfach Menschen den Tod gefunden hätten, weil sie anderen halfen. Er berichtete beispielhaft (ab 08:20) von einer beim Untergang gestorbenen jungen Frau, die ein überfülltes Rettungsboot freiwillig verlassen und erklärt habe, daß die anderen Insassinnen Familien zu versorgen hätten.

Solches Verhalten gilt im postheroischen modernen Verständnis als irrational, weil es dem höchsten modernen Wert der Maximierung des individuellen Eigennutzes zuwiderläuft. Sowohl Young als auch die Frau, die sich auf der Titanic opferte, würden als „gute Mädchen“ im Urteil moderner Feministinnen schlecht abschneiden. Blätter wie die „Zeit“ verachten zudem das Ideal des Gentleman und sind voller Unverständnis über die an Männer gerichtete Erwartung, als letzte von Bord zu gehen. Auf der Titanic gab es aber tatsächlich sehr viele Gentlemen die bis zuletzt blieben, wie die Statistik zeigt.

Den erwähnten Anhängern egozentrischer Weltbilder bleibt zu wünschen, dass sie in der Stunde der Not nicht von Ihresgleichen umgeben sein werden.

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