Europa 2025: Prognose

Der Informationsdienstleister Stratfor hat kürzlich eine strategische Prognose bzgl. der politischen Entwicklungen in Europa in den kommenden zehn Jahren vorgelegt, die auch einige der hier relevanten Fragen aufgreift.Das Dokument ist leider nicht im Netz verfügbar. Als besonders interessant erscheinen die folgenden Annahmen:

  • Im Zuge der anhaltenden Währungs- und Wirtschaftskrise in Europa werde die Bedeutung des Nationalstaates wieder zunehmen, u.a. weil Regierungen zunehmend unter Druck stünden, die eigene Wirtschaft zu schützen. Gleichzeitig würde der Anreiz für diverse Sezessionsbewegungen steigen, sich aus Staaten zu lösen, bei denen die Zugehörigkeit für bestimmte Regionen eher nachteilig ist.
  • Die deutsche Wirtschaft werde durch globalen Wettbewerb und im Rahmen einer teilweisen Rückgängigmachung der wirtschaftlichen Integration Europas zunehmend erschwerten Bedingungen ausgesetzt sein. Dies werde zu dauerhaften wirtschaftlichen Problemen und in der Folge zu einer wirtschaftlichen und politischen Krise in Deutschland führen (extended economic decline that will lead to a domestic social and political crisis).

Wie bei jedem Prognoseversuch hängt auch die Qualität des vorliegenden Versuchs von der Qualität der zugrundeliegenden Analyse ab, d.h. von der Qualität der zugrundeliegenden Annahmen, der zutreffenden Identifizierung relevanter Tendenzen und des Verständnisses der allgemeinen Funktionsweise des Geschehens. Wie an anderer Stelle aber noch ausführlich erklärt werden soll, ist die Prognose von Stratfor durchaus plausibel, was die weitere wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands und das daraus resultierende Potential für politische, soziale und letztlich auch ethnische Verwerfungen angeht. Kurz gefasst lautet die entsprechende Argumentation so:

  • Deutschland verliert zunehmend die demographische und kulturelle Substanz, die in der Vergangenheit relativen Massenwohlstand ermöglicht hat.
  • Die Bundesrepublik legitimiert und definiert sich wesentlich durch die wirtschaftlichen Perspektiven und den Wohlstand, die sie ihren Bürgern bietet.
  • Die deutsche Mittelschicht erodiert, während migrantische Unterschichten zahlen- und anteilsmäßig zunehmen. Während die abrutschende Mittelschicht in Teilen die Bindung an den Staat mit wegfallender Legitimation durch Wohlstand verlieren wird, wird migrantischen Unterschichten der soziale Aufstieg mangels kulturellen Kapitals und wirtschaftlicher Perspektiven verwehrt bleiben. Beide Gruppen werden verstärkt um Ressourcen konkurrieren und diesen Konflikt sowohl sozial als auch ethnisch wahrnehmen.

Keine politische Partei und kein gesellschaftlicher Akteur verfügt gegenwärtig über das Potential, diese Entwicklungen aufzuhalten oder gar umzukehren.

Dieser Beitrag wurde unter Herausforderungen, Krisentendenzen abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreiben Sie einen Kommentar

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

Gravatar
WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden / Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden / Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden / Ändern )

Google+ Foto

Du kommentierst mit Deinem Google+-Konto. Abmelden / Ändern )

Verbinde mit %s