Dem Christentum wird zunehmend Naivität im Umgang mit dem Thema Migration vorgeworfen. Dazu trägt bei, dass in Teilen der Kirche vor allem in Deutschland im Zuge der jüngst auch von Benedikt XVI. kritisierten aktivistischen Tendenzen eine informierte Auseinandersetzung mit diesem Thema auf Grundlage u.a. der Soziallehre tatsächlich durch naiven Moralismus verdrängt wurde.
Wie der ganz andere Umgang mit diesem Thema etwa durch die Kirche in Polen oder Ungarn zeigt, ist dieser Moralismus jedoch ein Problem von Teilen der Kirche in Deutschland und nicht ein Problem des Christentums.
Aktivisten innerhalb der Kirche können sich bei der Forderung nach offenen Grenzen und unbegrenzter Massenzuwanderung zudem nicht auf die katholische Soziallehre berufen. Diese betont auch in der Migrationsfrage die Verpflichtung der Politik gegenüber dem Gemeinwohl sowie eine Pflicht des Staates zum gerechten Handeln. So schrieb etwa Papst Johannes Paul II. im Jahre 2003:
- Staaten seien sittlich verantwotlich eine “Kontrolle der Zuwanderungsströme unter Berücksichtigung der Erfordernisse des Gemeinwohls” durchzuführen.
- Es müsse das „besondere kulturelle Erbe jeder Nation bewahrt werden“. Er zitiert in diesem Zusammenhang eine Erklärung der europäischen Bischofskonferenz, die dazu aufruft dass “die nationalen Unterschiede als Fundament der europäischen Solidarität beibehalten und gepflegt werden müssen”.
Aktivisten, die sich zum Teil auf das Christentum berufen, ignorieren die Dimension des Gemeinwohls in ihren Forderungen in der Regel völlig und definieren den Begriff der Gerechtigkeit (also des angemessenen Interessenausgleichs) so um, dass diese nur durch bedingungsloses Nachgeben gegenüber ungeprüften Forderungen an das Gemeinwesen zu verwirklichen ist. Dies ist häufig verbunden mit utopischen Vorstellungen bezüglich der Folgen der geforderten Zuwanderung und mangelnder Selbstliebe im christlichen Sinne.
Innerhalb der Kirche in Deutschland mangelt es an Anstrengungen, diesen aktivistischen Tendenzen und dem resultierenden immer größeren Glaubwürdigkeitsverlust des Christentums unter Herausstellung der christlichen Tradition des Schutzes des Gemeinwohls zu begegnen.
Zu den Aufgaben, die ein Vorhaben zu leisten haben wird das auch dem Gemeinwesen dienen soll, wird daher auch das tätige Eintreten für diese Tradition gehören. Die christliche Soziallehre wäre besser als alle anderen Konzepte dazu geeignet, tragfähige Lösungen zu finden, weil andere Konzepte dazu neigen die Thematik isoliert zu betrachten und entweder die Interessen des eigenen Gemeinwesens oder die Probleme der Menschen an der Peripherie Europas nicht ausreichend berücksichtigen.
Eine praktische Aufgabe könnte etwa darin bestehen, auf Grundlage der Soziallehre ein Konzept zu entwickeln, das in der Migrationsfrage gleichermaßen dem Gemeinwohl als auch im Rahmen eines langfristig orientierten Ansatzes Menschen dient, die etwa in Syrien tatsächlich Notsituationen ausgesetzt sind.
@PE
„Aktivisten, die sich zum Teil auf das Christentum berufen […]“
Eben den gleichen Fehler behen Sie auch. Beide Seiten kämpfen um die jeweils „richtigere“ Auslegung des Unspezifischen. Die Kirche, als Institution, ist ein selbsternanntes propagandistisches Sprachrohr für eine Glaubensgemeinschaft und per se ein Variables Argument im Schatten des Zeitgeistes. Wenn Sie sich mit dem Christentum einfärben möchten, dann bleiben Sie auch beim Christentum und vermeiden Sie jedwedes Argument um mögliche Auslegungen, da Sie damit keine logische Diskussion gewinnen bzw. Argumente überzeugend transportieren können.
In Osteuropa tauchen vermehrt Kirchen auf, die sich für offene Grenzen im Speziellen und Degenerative Entwicklungen im Allgemeinen Aussprechen. Das ist kein Resultat eines völlig unabhängigen Gedankenprozesses innerhalb der Kirche, sondern das nachgeschaltete Resultat der Verwestlichung durch Nichtregierungsorganisationen und Medialem Ausguss. Die Fahne im Wind. Entgegen geschichtspopulärer Behauptungen, wurde der Glaube in Osteuropa, als eine Form von still geduldeter natioanler Rückbesinnung, durch den egalitären Sozialismus eingefroren und taute im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Mauerfall wieder auf, um dann über die nachfolgenden Jahre hinweg im neuen transatlatischen Machtgefüge langsam zu verwässern.
„Eine praktische Aufgabe könnte etwa darin bestehen, auf Grundlage der Soziallehre ein Konzept zu entwickeln, das in der Migrationsfrage gleichermaßen dem Gemeinwohl als auch im Rahmen eines langfristig orientierten Ansatzes Menschen dient, die etwa in Syrien tatsächlich Notsituationen ausgesetzt sind.“
Syrien ist ein Feld auf dem geopolitischen Schachbrett, bei dem es um lokale Machtgefüge, Öl und andere Dimensionen geht. Die langfristige Lösungsuche für Syrien wird gerade zwischen Russland und der NATO mittels Bomben und Raketen ausgetragen und nicht mit Teddybären.
In Syrien besteht keine Notsituation, die uns betrifft. Sich jetzt einzubilden, dass man mit Hilfe von Halal-EPas und kuschligen Decken die sozialhilfesuchenden Sturm Battalione aufhält, die auf dem Weg zu uns im Zick-Zack Kurs andere Länder meiden, ist nichts weiter als falsch verstandener Reisealtruismus.
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