Islamkritik: Jochen Bittners Forderung nach einem “zeitgemäßen Islam”

Die wachsende Präsenz des Islams in Europa wird auf Jahrzehnte heraus eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft des Kontinents darstellen. Dies erkennen auch einige Liberale, von denen Jochen Bittner, der Politikredakteur der Wochenzeitung “Die Zeit”, in einem aktuellen Beitrag einen “zeitgemäßen Islam” fordert. In diesem sollen Ideologeme wie etwa ein egalitäres Geschlechterbild oder die Verbannung der Religion ins Private zentrale Glaubensinhalte ersetzen.

Schon die Tatsache, daß solche Forderungen wesentlich lauter von säkularen Linksliberalen als von Muslimen selbst vorgetragen werden, offenbart jedoch die Schwäche von Bittners Position. Wie die meisten Stimmen aus seinem Lager scheint Bittner daran zu glauben, daß alle Menschen im Grunde austauschbare Neutren seien, die von materiellen Motiven gesteuert und sich letztlich aus rationaler Einsicht für eine Gesellschaft entscheiden würden, in welcher der maximale materielle Nutzen aller Beteiligten maximiert werden könne.

An dieser Vorstellung wird entgegen aller Beobachtungen festgehalten, was die liberale Pseudoreligion nicht weniger irrational macht als selbst die obskursten religiösen Fundamentalismen. Wenn der Liberalismus etwa vollständig ausblendet, daß Glaube eine der stärksten Motivationen des Menschen darstellt und in der Natur des Menschen  angelegt ist, dann steht er Liberalismus in einem ebenso deutlichen Widerspruch zur beobachtbaren Wirklichkeit wie religiöse Vorstellungen, die z.B. das Alter des Universums mit sechstausend Jahren angeben.

Die Vorstellung, daß viele Muslime es durchaus ernst meinen wenn sie ihre Glaubensvorstellungen vertreten, und daß diese mehr sind als nur eine indirekte pathologische Folge von Diskriminierung oder mangelnder Integration in den Arbeitsmarkt, widerspricht im vorliegenden Beispiel so sehr Bittners Weltbild, daß er sie zu keinem Zeitpunkt auch nur in Erwägung zieht. So argumentiert Bittner aber bereits im Ansatz am Problem vorbei. Immerhin erkennt Bittner zumindest aber indirekt an, daß die Verwirklichung der liberalen Gleichheitsannahmen in Integrationsfragen noch nicht eingetreten ist, denn sonst würde er seine Forderungen an Muslime ja nicht stellen müssen.

Unter Muslimen müssen Bittners Forderungen jedoch auf Widerspruch stoßen, weil sie im Kern unglaubwürdig sind. Bittner hat offensichtlich Angst vor der Vitalität und Dynamik des Islams und deren absehbaren Folgen für die Zukunft des Liberalismus in Europa. Aus einer Position der Schwäche heraus, und weil sein Liberalismus dieser Stärke wenig entgegenzusetzen hat, bittet er nun Muslime in beinahe flehendem Ton, daß diese zu einer für seine Vision weniger gefährlichen Form ihrer Religion finden mögen. Bittners Liberalismus ist ein Spätliberalismus, der sein bevorstehendes Ende bereits erahnt und aufgrund eigener Schwäche nur noch um eine Schonfrist bitten kann.

Bittner fragt:

Warum diese Widerständigkeit vieler Muslime, sich mit der Moderne wenigstens zu versöhnen, sprich: den Koran zeitgemäß auszulegen?

Viele Muslime würden darauf mit der Frage antworten, warum sie sich mit einer Moderne versöhnen und einem Weg nacheifern sollten, der Europa zwar vorübergehend materiellen Wohlstand gebracht hat, ansonsten aber sichtbar die Gesellschaften zerstört, die ihm folgen. Wenn Bittner wirklich daran glauben würde, daß das Europa des Liberalismus eine Zukunft hat, müsste er seine fast flehend vorgetragenen Worte ja gar nicht äußern. Bittner aber hat Angst, und wenn er Muslimen eine Reformation nahelegt, dann ist für diese erkennbar, daß er dies mit dem Ziel der Zersetzung und aus der Hoffnung heraus tut, daß das Ergebnis ein geschwächter Islam sein soll, so wie das zeitgemäße Christentum, das Bittner als Vorbild darstellt, ein zumindest geschwächtes und in vielen Fällen zerstörtes Christentum darstellt. Folglich begeistern sich weitaus mehr Muslime für einen starken Islam, der sich nicht im Sinne westlicher Kritiker zu Tode liberalisiert und modernisiert, sondern der als Bedrohung erkannten Moderne und ihren falschen Versprechen Widerstand leistet.

Dieser Islam ist es, der viele Muslime innerlich ergreift, und gegen den liberale Vorzeigemuslime wie Lamya Kaddor machtlos sind. Die Islamfrage ist dabei aber nur Teil einer wesentlich umfassenderen Herausforderung für Europa, aber deren Kern ist nicht der weltanschauliche Inhalt des Islams bzw. verschiedener Formen des Islams, sondern die Schwäche Europas, die der Dynamik des Islam kaum noch etwas entgegenzusetzen hat.

Es gilt nun eine Grundlage für ein Europa zu finden, die stark genug ist, um dieser Herausforderung standzuhalten. Einer der Gründe dafür, warum es hier in den vergangenen Wochen vergleichsweise ruhig war, waren auch intensive Diskussionen darüber, was diese Grundlage sein könnte. Aus Gründen, die noch erläutert werden müssen, scheint das Christentum ein unverzichtbarer Teil dieser Grundlage zu sein. (ts)

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